Alexander Korda: Die Internationalisierung des britischen Films

Zusammenfassung

Im Jahr 1933 wurde der 95minütige Film The Private Life of Henry VIII (Das Privatleben Heinrichs VIII.) uraufgeführt, der in Großbritannien einen dreijährigen Boom der Filmproduktion auslöste und zu einem Meilenstein der britischen Filmgeschichte wurde, obwohl (abgesehen von Hauptdarsteller Charles Laughton) nur ein einziger Brite maßgeblich an der Produktion beteiligt war, nämlich der Koautor des Drehbuchs, Arthur Wimperis. Regisseur und Produzent war der Ungar Alexander Korda, hinter der Kamera stand der Franzose Georges Préinal, Cutter war der Amerikaner Harold Young, Koautor der Ungar Lajos Biró, die Musik komponierte der Deutsche Kurt Schroeder. Angesichts dieses Internationalismus entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, daß The Private Life of Henry VIII die erste britische Filmproduktion war, die außerhalb der Insel größeren finanziellen Erfolg verbuchen konnte. Der Film, dessen Herstellung rund 60.000 Pfund gekostet hatte (eine Summe, die sich während der folgenden Jahre als allgemein akzeptierte Obergrenze für Filmbudgets einbürgerte), brach bei seiner Premiere am 12. Oktober 1933 in New York den Kassenrekord und spielte bereits im ersten Anlauf weltweit 500.000 Pfund ein. Diese Zahlen dürfen freilich nicht darüber hinwegtäuschen, daß britische Filme auch in der Folgezeit vergleichsweise selten in amerikanische Kinos gelangten, und wenn, dann liefen sie meist in kleineren Programmkinos.