Zusammenfassung
Giuseppe Verdi ist in der Operngeschichte des 19. Jahrhunderts der große Antipode Richard Wagners. Das zumindest verkündet das lebendige Theaterrepertoire als Wahrheit, und die massenmedial verbreitete Musik stützt sie. Doch merkwürdig: Während Wagners Œuvre, in dreizehn Bühnenwerken eine erstaunliche Kohärenz entwickelnd, sehr früh eine begeisterte Schar von verbalen Auslegern fand, haben Verdis 26 Opern ihren Bewunderern allzu lange die Sprache verschlagen — ein bös gemeintes Bonmot Igor Strawinskys, daß in der Trällerarie »O wie so trügerisch« aus dem Rigoletto »mehr Substanz und mehr wahre Erfindung steckt als in dem rhetorischen Redeschwall der Tetralogie«,1 — eine solche Polemik ist zwar bezeichnend für ein weit verbreitetes Ressentiment gegen Wagner, sagt aber nichts für Verdi aus: Strawinsky blieb den Beweis für seine Pointe schuldig. Es hat bis weit über die Mitte unseres Jahrhunderts gedauert, ehe Verdis Musik von der Forschung ebenso ernst genommen wurde wie die Wagners, wenngleich sich — rein quantitativ — die Verdi-Literatur bis heute gegenüber der Weltbibliothek über Wagner bescheiden ausnimmt.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Igor Strawinsky, Musikalische Poetik, Frankfurt/M 1960, S. 42.
Franz Werfel, Verdi. Roman der Oper, Wien 1924, S. 120 f.
Gemeint ist Shakespeare. Vgl. Giuseppe Verdi, Briefe, hg. und übersetzt von Hans Busch, Frankfurt/M 1979, S. 138 (Brief vom 20. März 1876).
Richard Wagner, Gesammelte Schriften und Dichtungen, Bd. IX, Leipzig 1882, S. 131.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Schreiber, U. (1997). Verdis schillerndes Opernphantom. In: Bermbach, U. (eds) Verdi-Theater. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03679-7_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03679-7_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01508-2
Online ISBN: 978-3-476-03679-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)