Zusammenfassung
Nachdem Manfred Windfuhr 1967 mit Blick auf Heines Schrift »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« seine Textbestimmung als »Fragment eines Schelmenromans«1 in die Sekundärliteratur eingeschrieben hatte — dabei den ausgetretenen Spuren der zeitgenössischen Menzelschen Rezension im Stuttgarter »Morgenblatt« vom 11. Juli 1834 weitgehend folgend —, gab sich die Fachwelt damit einstweilen zufrieden. Während Albrecht Betz in seinem Forschungsbeitrag aus formaler Sicht dieser Einordnung zustimmt, jongliert er gleichzeitig mit dem Begriff der »sozialkritischen Satire«2, ohne jedoch eine reibungslose Harmonisierung mit dem Schelmischen zu erzielen. Einen ersten Riß erhält die vorgenommene Etikettierung durch Krzywon, der den »Schnabelewopski« eher als Umsetzung der in der Don-Quixote-Einleitung skizzierten Romantheorie in der Tradition des Reiseromans sehen will. Allzu sicher scheint sich Krzywon aber dann doch nicht zu sein, denn er erweitert seine wenig gehaltvolle Bestimmung um den Begriff eines »zwar intendierten, aber mißglückten ›Anti‹-Ritterromans«3. In der Nachfolge konstatiert Käte Hamburger im Text die nahezu vollständige Deckungsgleichheit »zwischen dem Roman-Ich Schnabelewopski und dem Real-Ich der Reisebilder« und negiert auf diese Weise die Existenz einer »schelmenromanhaften Individualität«4. Bei der Gattungsbestimmung überwiegt indes ihre Ratlosigkeit, sieht Hamburger doch im »Schnabelewopski« wenig überraschend »allenfalls … einen Reiseroman«5 ebenso wie Grubacic unter Betonung des Fragmentarischen6.
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Anmerkungen
Manfred Windfuhr: Heines Fragment eines Schelmenromans. — In: HJb 1967 [zugleich Nachwort der Reclam-Ausgabe. Stuttgart 1981, S. 71].
Albrecht Betz: Fiktion: Schnabelewopski. — In: Ders.: Ästhetik und Politik. Heinrich Heines Prosa. München 1971. S. 86.
Ernst Josef Krzywon: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski (1834). — In: Ders.: Heinrich Heine und Polen. Köln/Wien 1972, S. 287. Ebenso abwegig erscheint die von Grubacic angedachte Bestimmung als »Parodie des Abenteuerromans«, [Anm. 6], 82.
Käte Hamburger: Zur Struktur der belletristischen Prosa Heines. — In: Untersuchungen zur Literatur als Geschichte. Festschrift für Benno von Wiese. Berlin 1973, S. 292.
Slobodan Grubacic: »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski«. — In: Ders.: Heines Erzählprosa. Versuch einer Analyse. Stuttgart 1975, S. 79.
Gerhard Kluge: Heinrich Heines Fragment »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« und das Problem des Schelmischen. — In: Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, Bd. XX (1985/86), S. 51.
Gerhard Höhn: Heine-Handbuch. Zeit, Person, Werk. Stuttgart 1987, S. 274.
Rolf Selbmann: Der deutsche Bildungsroman. Stuttgart 1984, S. 2.
Wilhelm Voßkamp: Der Bildungsroman als literarisch-soziale Institution. Begriffs- und funktionsgeschichtliche Überlegungen zum deutschen Bildungsroman am Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts. — In: Christian Wagenknecht (Hrsg.): Zur Terminologie der Literaturwissenschaft. Stuttgart 1988, S. 348.
Jost Hermand: Heine contra Platen. — In: Ders.: Mehr als ein Liberaler. Über Heinrich Heine. Frankfurt/M. 1991, S. 48.
Dieter Hörhammer: Die Formation des literarischen Humors. Ein psychoanalytischer Beitrag zur bürgerlichen Subjektivität. München 1984, S. 222.
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Schirmeisen, A. (1996). Heines »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski«. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 1996. Heine-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03674-2_4
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