Zusammenfassung
Ansatzpunkte für die Erforschung von Lohensteins Weiblichkeitsprojektionen lassen sich außer aus der Querelle des Femmes-Diskussion auch in Auseinandersetzung mit bisherigen Forschungsergebnissen gewinnen. Zur Deutung der Intention des Romans sind in bisherigen Untersuchungen bereits verschiedene Modelle unterbreitet worden, die sich ergänzen. Dagegen wird zur Interpretation der Hauptfiguren in einigen Arbeiten sehr wenig, in anderen nur Unzureichendes beigetragen: Alle Arbeiten enthalten zwar Aussagen darüber, welche grundsätzlichen Absichten Lohenstein mit der Gestaltung des deutschen Feldherrn und Helden Herrmann verfolgt, nach ähnlich generellen Thesen über die Thußneldagestalt sucht man in der Mehrzahl der Arbeiten jedoch vergeblich. Daß der Autor beide Figuren in den Mittelpunkt des Interesses rücken wollte, geht aus dem vollständigen Titel des Romans hervor. Er lautet: Großmüthiger Feldherr / Arminius oder Herrman / Als / Ein tapfferer Beschirmer der deutschen Freyheit /, Nebst seiner/ Durchlauchtigen Thußnelda / In einer sinnreichen / Staats = Liebes und Helden=Geschichte Dem Vaterlande zu Liebe Dem deutschen Adel aber zu Ehren und rühmlichen Nachfolge / In Zwey Theilen / Vorgestellet /, und mit annehmlichen Kupffern gezieret. Die Nennung beider Figuren im Titel läßt die neben Herrmann ebenfalls herausgehobene Bedeutung der weiblichen Figur sofort erahnen. Ein weiteres Indiz dafür gibt auch das Titelkupfer, das beide in ihren herausragenden Eigenschaften abbildet. Herrmann steht im Vordergrund. Er wird als kriegerischer und besonnener Held charakterisiert. Sein gegen zwei Feinde gerichtetes Schwert symbolisiert Entschlossenheit und Kampfbereitschaft, der neben ihm stehende Schild zeigt aber, daß er nicht anzugreifen gewillt ist, woraus Mäßigung und Klugheit abzuleiten sind.
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Anmerkungen
Zur weiteren Interpretation der im Arminius enthaltenen Kupferstiche vgl. Jutta Breyl: Johann Jacob Sandrat als Illustrator des Lohensteinschen Arminius. IN: Daphnis 18(1989), S. 467–519.
Edward Verhofstadt: Daniel Casper von Lohenstein: Untergehende Wertwelt und ästhetischer Illusionismus (1964).
Dieter Kafitz: Lohensteins Arminius. Disputatorisches Verfahren und Lehrgehalt in einem Roman zwischen Barock und Aufklärung (1970).
Elida Maria Szarota: Lohensteins Arminius als Zeitroman. Sichtweisen des Spätbarock (1970).
Bernhard Asmuth: Lohenstein und Tacitus. Eine quellenkritische Interpretation der Nero-Tragödien und des Arminius-Romans (1971) [im folgenden als 1971a zitiert].
Wolf Wucherpfennig: Klugheit und Weltordnung. Das Problem des politischen Handelns in Lohensteins Arminius (1973).
Thomas Borgstedt: Reichsidee und Liebesethik. Eine Rekonstruktion des Lohensteinschen Arminiusromans (1992), S. 49.
Vgl. Christa Schlumbohm: Der Typus der Amazone und das Frauenideal im 17. Jahrhundert (1978), S. 80f.
Vgl. Bernhard Asmuth: Daniel Casper von Lohenstein. (1971) [im folgenden als 1971b zitiert].
Karl-Heinz Habersetzer: Politische Typologie und dramatisches Exemplum (1985), S. 60ff.
Längere Ausführungen zum Eheverständnis in der ständischen Gesellschaft macht Heide Wunder: Er ist die Sonn. Sie ist der Mond. Frauen in der Frühen Neuzeit (1992), S. 164–65.
Lohenstein: Lorentz Gratians Staats-Kluger Catholischer Ferdinand (1675), S. 110.
Properz: Gedichte. Lateinisch und Deutsch von Rudolf Helm. Berlin 1965, 2,25,22: „nulla diu femina pondus habet” (kein Weib wahrt die Beständigkeit lang).
Alberto Martino: Daniel Casper von Lohenstein. Geschichte seiner Rezeption, Bd. 1. 1600–1800. (1978).
Vgl. Ian Maclean: Women triumphant. Feminism in French Literature 1610–52 (1977), S. 202.
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Plume, C. (1996). Weiblichkeitsprojektionen im Roman das Lohensteinsche Ideal vor dem Hintergrund der Querelle des Femmes. In: Heroinen in der Geschlechterordnung. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03669-8_3
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