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Christopher Isherwood (1904–1986)

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Frauenliebe Männerliebe
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Zusammenfassung

1976, mit 72 Jahren, veröffentlicht Isherwood seine Autobiographie Christopher and His Kind (Christopher und die Seinen, 1992). Da erinnert er sich an den Anfang seiner literarischen Karriere in den Jahren 1929–1939. Aus der Distanz des Alters, nach einem abenteuerlichen Leben des Herumziehens durch die halbe Welt, schließlich in Kalifornien zur Ruhe gekommen, angesehener Schriftsteller und Literaturprofessor an mehreren US-amerikanischen Universitäten, blickt er zurück auf die aufregenden Zeiten seines literarischen wie homosexuellen Coming outs im Berlin der beginnenden 30er Jahre, brodelnd in sozialen Spannungen, subkulturellen Ausschweifungen und unter den Bedrohungen des aufkommenden NS-Faschismus. Dort, in Berlin, war er von 1929–1933, nach abgebrochenen Studien der Geschichte und Medizin, als junger Englischlehrer hinter blonden, deutschen Jungmännern her, meist arbeitslose Proletarier, die ihm gegen Geld alle sexuellen Wünsche erfüllten. Seine Berlin-Erfahrungen fiktionalisierte er in dem Roman Good bye to Berlin, der 1939 erschien (Leb’ wohl Berlin. Ein Roman in Episoden, 1949). Er machte Isherwood fast schlagartig weltberühmt, ging 1951 in einer dramatisierten Fassung über die Bühnen Amerikas und Europas, feierte 1966 als Musical mit dem Titel Cabaret am Broadway und anderswo Triumphe und ließ schließlich im gleichnamigen Film von 1972 Liza Minelli zum Weltstar werden. 1939, als Isherwood die Berliner Erinnerungen in London publizierte, hatte der NS-Faschismus in Deutschland die politische Macht in der Hand und übte seinen, für das westliche wie östliche Ausland unvorstellbaren Terror hemmungslos aus. Zehntausende deutscher Emigranten saßen in den europäischen Nachbarländern und in den USA fest. In dieser historischen Situation muß das Buch eines Engländers über das Berlin des heraufziehenden Nazi-Terrors für die literarische (und politische) Öffentlichkeit des Auslandes ein durchschlagendes Aha-Erlebnis bedeuten. Und zwar, weil es dem Autor gelingt, mit seinen ironisch-scharf geschliffenen Personen-und Milieuschilderungen eine ›Berlin-Atmosphäre‹ zu entwerfen, in der die niederdrückenden Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise vor allem in der proletarischen Bevölkerung, das hektische Leben einer Bohème, die die Augen vor der Realität verschließt, und die großbürgerliche Dekadenz und Lebensmüdigkeit der jüdischen Außenseiter zu einem zugleich sentimentalen, ironisch-distanzierten und grausamanalytischen Gesamtbild komponiert werden.

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Notizen

  • Finney, Brian: Christopher Isherwood. A Biography. New York: Oxford University Press, 1979.

    Google Scholar 

  • Popp, Wolfgang: Christopher Isherwood. In: Wolfgang Popp: Männerliebe. Homosexualität und Literatur. Stuttgart: Metzler, 1992.

    Google Scholar 

  • Summers, Claude J.: Christopher Isherwood. New York: Ungar, 1980.

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Alexandra Busch Dirck Linck

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© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Popp, W. (1997). Christopher Isherwood (1904–1986). In: Busch, A., Linck, D. (eds) Frauenliebe Männerliebe. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03666-7_47

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03666-7_47

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01458-0

  • Online ISBN: 978-3-476-03666-7

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