Hélène Cixous (*1937)

Zusammenfassung

»Promethea ist die Heldin meines Lebens, meiner Phantasie, meines Buches. Ich bin ihre Kämpferin. Ich schlage mich für sie, um ihr Recht triumphieren zu lassen: ihre Realität, ihre Gegenwart, ihre Größe. Ich bin mit Liebe bewaffnet, mit Aufmerksamkeit. Das genügt nicht. Manchmal muß ich auch die Schrift hinzufügen. Promethea ist so groß […] Sie verlangt von mir, zu schreiben, daß sie mich liebt. […] Gestern habe ich Promethea ehrlich versprochen, daß ich mir ehrlich Mühe geben werde, das zu schreiben, was sie wünscht. Es ist versprochen.« Diese Liebeserklärung stammt aus dem Roman Das Buch von Promethea (1983) der französischen Schriftstellerin Hélène Cixous. Sie nennt dieses Buch »ein Buch über die Liebe«. Es ist eine Liebeserklärung der schreibenden Ich-Instanz an eine überdimensional große, archaische Geliebte, die jede weibliche Gestalt annehmen kann wie eine Urgöttin. Beschreibend bemühen sich die Protagonistin H und das schon erwähnte Ich um eine adäquate Annäherung an die mächtige Geliebte. Der Text wird von der Autorin auch als »flammender Busch« erfahren, eine Anspielung auf die alttestamentarische Begegnung und Inspiration von Moses auf dem heiligen Berg. Mit dem Promethea-Buch wird man mitten in einen wichtigen Themenkreis von Cixous eingeführt: Die große Liebe und Bewunderung Frauen gegenüber, die Angst vor der eigenen Unfähigkeit, dieses zu (be)schreiben, und der Gebrauch von mythisch-religiösem Material als Projektionsfläche der Vorstellungen. Cixous ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Pariser Kulturszene. Ihr umfangreiches Oeuvre umfaßt Texte aus den Bereichen der Philosophie, der Frauenforschung, der Literaturwissenschaft, des Theaters und der Belletristik.