Zusammenfassung
Das Goldene Zeitalter der spanischen Kultur, das 16. und 17. Jahrhundert, war keines für Homosexuelle: Sodomie war ein Delikt, Sünder ›wider die Natur‹ ereilte in der Regel das reinigende Feuer der Heiligen Inquisition; in der Dichtung kamen sie, wenn überhaupt, ausschließlich in komischer bzw. satirischer Verzerrung in den Blick, zum Zweck der ausgrenzenden Belustigung oder der ehrabschneidenden Beleidigung. Erst das ›Silberne Zeitalter‹, wie das erste Drittel des 20. Jahrhunderts einmal genannt wurde, bezeugt nach langen Jahren der Kriminalisierung, der Tabuisierung und der Marginalisierung das Aufkommen einer »Kultur der Homosexualität« (A. Sahuquillo), die im wesentlichen von Lyrikern der bedeutenden ›Generation von 1927‹ getragen wurde und die insbesondere im liberalen Klima der kurzlebigen Zweiten Republik (1931–1936/39) einen immensen Auftrieb erhielt. Dichter wie Pedro Salmas (1891–1951), Jorge Guillén (1893–1984), Gerardo Diego (1896–1987), Dámaso Alonso (1898–1990) und Rafael Alberti (*1902) trugen dazu bei, daß die häufig als rückständig diagnostizierte spanische Literatur endgültig Anschluß an die europäische und nordamerikanische Moderne fand und sich als eigenständige und international geachtete Avantgarde etablierte; Federico García Lorca (1898–1936), der 1977 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Vicente Aleixandre (1898–1984), Emilio Prados (1899–1962) sowie Juan Gil-Albert (1904–1994) nutzten die neue Ästhetik darüber hinaus, um gerade die ›namenlose Liebe‹ mehr oder weniger offen literarisch zur Sprache zu bringen.
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Notizen
Sahuquillo, Angel: Federico García Lorca y la cultura de la homosexualidad masculina. Alicante: Instituto de Cultura »Juan Gil-Albert«, 1991.
Utrera Torremocha, María Victoria: Luis Cernuda: Una poética entre la realidad y el deseo. Sevilla: Diputación Provincial de Sevilla, 1994.
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Weich, H. (1997). Luis Cernuda (1902–1963). In: Busch, A., Linck, D. (eds) Frauenliebe Männerliebe. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03666-7_24
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