Zusammenfassung
Bei einem sprachbewußten Denker wie Nietzsche stellt man mit Überraschung fest, daß er sich in seinen Schriften nur ein einziges Mal zum Thema des Übersetzens geäußert hat. Es handelt sich dabei um den Aphorismus 28 aus Jenseits von Gut und Böse, der sich mit dem tempo des Stils beschäftigt, von dem Nietzsche dort sagt, daß sich dieser »am schlechtesten aus einer Sprache in die andere übersetzen läßt« (KSA 5, S. 46).1 Nietzsche vertritt die Meinung, daß es »ehrlich gemeinte Übersetzungen« gibt, »die beinahe Fälschungen sind, als unfreiwillige Vergemeinerungen des Originals, bloß weil sein tapferes und lustiges tempo nicht mit übersetzt werden konnte, welches über alles Gefährliche in Dingen und Worten wegspringt, weghilft«. Der Deutsche ist seiner Ansicht nach »des Presto in seiner Sprache« unfähig und damit »auch vieler der ergötzlichsten und verwegensten Nuances des freien, freigeisterischen Gedankens«. Ihm ist »der Buffo und der Satyr« fremd und deshalb ist ihm auch »Aristophanes und Petronius unübersetzbar«.
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Notizen
Siehe Friedrich Nietzsche: Kritische Gesamtausgabe. Zweite Abteilung. Hrg. von Fritz Bornmann und Mario Carpitella. Dritter Band. Berlin 1993, S. 203–338.
Friedrich Nietzsche: Kritische Gesamtausgabe. Zweite Abteilung. Vierter Band. Berlin 1995, S. 529–611.
Fritz Mauthner: Beiträge zu einer Kritik der Sprache. 3 Bde. Leipzig 1901–02. Bd. 1, S. 366–69.
Karl Jaspers: Nietzsche. Einführung in das Verständnis seines Philosophierens. Berlin 1950, S. 170–234.
Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt 1966, S. 367–413.
Jacques Derrida: Eperons. Les styles de Nietzsche. Paris 1978.
Philippe Lacoue-Labarthe: Le détour (Nietzsche et la rhétorique). In: Poétique 5 (1971), S. 53–76.
Paul de Man: Rhetoric of Tropes (Nietzsche). In: Paul de Man: Allegories of Reading. Figurai Language in Rousseau, Nietzsche, Rilke, and Proust. New Haven 1976.
Friedrich Nietzsche: Darstellung der antiken Rhetorik. In: F. N.: Kritische Gesamtausgabe. Zweite Abteilung. Vierter Band. Berlin 1995, S. 413–502. Im folgenden Rh mit Seitenangaben direkt im Text.
Gustav Gerber: Die Sprache als Kunst. 2 Bde. Bromberg 1871.
Siehe hierzu Anthonie Meijers und Martin Stingelin: Konkordanz zu den wörtlichen Abschriften und Übernahmen von Beispielen und Zitaten aus Gustav Gerber ›Die Sprache als KunsU (Bromberg 1871) in Nietzsches Rhetorik-Vorlesungen und in ›Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne‹. In: Nietzsche-Studien 17 (1988), S. 350–368.
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Behler, E. (1996). Nietzsches Sprachtheorie und die literarische Übersetzung als Kunst. In: Stadler, U., Jackson, J.E., Kurz, G., Neumann, P.H. (eds) Zwiesprache. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_7
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