Zusammenfassung
Waren die sogenannten Popularphilosophen, also Chr. Garve, Th. Abbt, und E. Plainer, die Göttinger J.G.H. Feder, Chr. Meiners und M. Hiß-mann sowie die Berliner F. Nicolai, P. Villaume und J.J. Engel, populär? Wurden ihre Werke viel gelesen und ohne Schwierigkeiten rezipiert? So schwierig diese Fragen zu klären wären, im Verhältnis zur kritischen Philosophie Kants scheint ihre Beantwortung leicht zu sein. Die Kantische Transzendentalphilosophie versetzte theoriegeschichtlich der deutschsprachigen Philosophie einen gewaltigen Stoß in Pachtung ›Verwissenschaftlichung‹ Der Prozeß der Szientifizierung, der sich auch bei anderen Disziplinen im Ausgang des 18. Jahrhunderts beobachten läßt und der als Folge einer sich arbeitsteilig ausdifferenzierenden Spezialisierung gesellschaftlicher Teilbereiche interpretiert werden kann,2 hat eine Schulphilosophie, eine wissenschaftliche Disziplin, entstehen lassen, die nicht ohne weiteres Allgemeinverständlichkeit für sich beanspruchen konnte. Die Transzendentalphilosophie Immanuel Kants bedurfte zunächst entschieden der Hilfestellung von Vermittlern wie Karl Leonhard Reinhold, die durch ihre Publikationen und ihre universitäre Lehrtätigkeit dem Kritizismus Anerkennung verschafften.3 Die Generation der um 1770 geborenen Autoren wollte das von Kant behauptete Niveau nicht mehr unterbieten und setzte sich dadurch der Gefahr aus, nicht gehört und nicht verstanden zu werden.
Wenn eine Wissenschaft in dem Gewände einer fremden Sprache zu einer Nation kommt, deren Sprache mithin noch nicht dafür zubereitet ist: so kann natürlich die Bemühung derer, welche diese Wissenschaft in ihrer Sprache bearbeiten wollen, Anfangs nur aufs Uebersetzen gerichtet seyn.1
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Notizen
Zitate nach Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke. (= Große Stuttgarter Ausgabe), hrg. von Friedrich Beißner, Bd. 4, Stuttgart 1961, S. 299.
Christian Garve: Von der Popularität des Vortrages. In: Christian Garve: Popularphiloso-phische Schriften über literarische, ästhetische und gesellschaftliche Gegenstände. (= Deutsche Neudrucke, Reihe Texte des 18. Jahrhunderts), hrg. von Kurt Wölfel, 2. Bd., Stuttgart 1974, S. 1039–1066, Zitat S. 1041.
Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft. In: Werke. Hrg. von Wilhelm Weische-del. Bd. III, Wiesbaden 1956, S. 35, Vorrede zur zweiten Auflage [B XXXIV].
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Schriften von 1794–1798. Darmstadt 1967, S. 221 (Hervorhebungen des Originals).
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Stadler, U. (1996). Vom Esoterischen ins Exoterische. Ein Übersetzungsproblem in philosophischen Texten um 1800. In: Stadler, U., Jackson, J.E., Kurz, G., Neumann, P.H. (eds) Zwiesprache. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03659-9_27
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