Zusammenfassung
Zu Lebzeiten G.s existierte noch kein Epochenkonzept, wohl aber ein disparates, wandelbares Renaissancebild in Philosophie, Historiographie und Literatur. Das im Laufe des 18. Jhs. aufkommende historische Denken entwickelte zunächst, bei Pierre Bayle und Voltaire, das aufklärerische Konzept der »renaissance des lettres et des arts«. Die neue Kultur der italienischen Renaissance wurde entweder mit der Exilierung Gelehrter beim Fall Konstantinopels 1435 (Katastrophentheorie) oder mit dem Import neuen Wissens durch die Kreuzzüge (Kreuzzugstheorie) erklärt und auf unterschiedliche Art mit der deutschen Reformation in Verbindung gebracht. Vorherrschend war im 18. Jh. ein unreflektiertes Gefühl der Verbundenheit mit der neuzeitlichfortschrittlichen Kultur der Renaissance. Eine dem Epochenbegriff von Jules Michelet und Jacob Burckhardt (1855/1860) entsprechende Grenzziehung zwischen Spätmittelalter und Renaissance ist noch nicht zu erwarten.
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Jacobs, A. (1998). Renaissance. In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03656-8_90
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