Zusammenfassung
Die spärlich anzutreffenden Verwendungen der Vokabel »Persönlichkeit« belegen recht eindeutig, daß G. den Begriff in — wenngleich unausdrücklicher — Korrespondenz zu den moralphilosophischen Konzeptionen seiner Zeit versteht. Eine Persönlichkeit ist jemand, der Herr über sich selbst ist, sich in seiner Gewalt hat, und dem von daher etwas »Anziehendes« und »Einnehmendes« innewohnt (Eckermann, 14.4. 1825). Diese Eigenschaften gelten für G. als Kriterium für die Kunst des Schauspielers, aber auch generell als Voraussetzung für die Ausbildung eines Charakters von Festigkeit und Souveränität, so daß nach G. jemand erst dann und dadurch wahren Charakter zeigt, daß er sich als Herr nicht nur seiner Affekte, sondern auch seiner Begabung erweist: »Der Charakter ruht auf der Persönlichkeit, nicht auf den Talenten. Talente können sich zum Charakter gesellen, er gesellt sich nicht zu ihnen: denn ihm ist alles entbehrlich außer er selbst« (FA I, 3.1, S.247).
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Literatur
Dierse, Ulrich/Lassahn, Rudolf: Persönlichkeit. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 7. Basel, Stuttgart 1989.
Gaedertz, Karl Theodor: Bei Goethe zu Gaste. Neues von Goethe aus seinem Freundes- und Gesellschaftskreise. Leipzig 1900.
Heimsoeth, Heinz: Persönlichkeitsbewußtsein und Ding an sich in der kantischen Philosophie. In: Kant, Immanuel. Fs. zur 2. Jahrhundert-Feier seines Geburtstages. Königsberg 1924.
Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. In: Kant’s Werke. Hg. von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 4. Berlin 1911.
Rudolph, Enno: De servo individuo. Kants Weg von der Person zur Persönlichkeit. In: Internationale Zs. für Philosophie. 2 (1993), S. 244–253.
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Rudolph, E. (1998). Persönlichkeit. In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03656-8_67
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