Zusammenfassung
Als G. 1816/17 Materialien zur Wirkungsgeschichte seiner Schrift über die Pflanzenmetamorphose zusammenstellte, schrieb er den für sein Verständnis der Naturwissenschaften bezeichnenden Satz nieder: »Nirgends wollte man zugeben, daß Wissenschaft und Poesie vereinbar seien. Man vergaß daß Wissenschaft sich aus Poesie entwickelt habe, man bedachte nicht daß, nach einem Umschwung von Zeiten, beide sich wieder freundlich, zu beiderseitigem Vorteil, auf höherer Stelle, gar wohl wieder begegnen könnten« (LA I, 9, S. 67). In G.s Gesamtwerk bilden Naturforschung und Dichtung eine strukturelle Einheit; beide Tätigkeitsfelder sind konstitutive, nicht von einander zu isolierende Grundelemente seiner Persönlichkeit und seines Schaffens. Dabei reicht es nicht aus, nur auf die zahlreichen naturwissenschaftlichen Themen hinzuweisen, die G. in seinen Dichtungen aufgegriffen hat: in den Wolkengedichten zur Würdigung Luke Howards beispielsweise, in den Gedichten zur Farbenlehre, die sich in oft polemischer Form mit Isaac Newton und seinen Anhängern auseinandersetzen, in der Elegie Die Metamorphose der Pflanzen, die in äußerster Konzentration G.s morphologische Grundanschauungen wiedergibt, im Roman Die Wahlverwandtschaften, der nur vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Chemie ausreichend verstanden werden kann, oder in zahlreichen Szenen des Faust, die geologische und meteorologische Streitfragen und Ansichten thematisieren.
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Literatur
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Wenzel, M. (1998). Naturwissenschaften. In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03656-8_47
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