Charakteristische Kunst

Zusammenfassung

Die Begriffe »Charakter« und »charakteristisch« finden sich häufig im Vokabular des Vorweimarer G. (u.a. Charakteristik der vornehmsten europäischen Nationen; WA I, 37, S. 274–276). Die Relation von charakteristischer und schöner Kunst bildet eine Kernzone in G.s Sturm-und-Drang-Ästhetik. Die These von Wesen und Eigenart der charakteristischen Kunst entwickelt G. in selbständiger, rhapsodisch-unsystematischer Weise in dem bereits in Sesenheim begonnenen Aufsatz Von Deutscher Baukunst, der 1772 anonym erschien und 1773 in die von Herder besorgte Flugschrift Von Deutscher Art und Kunst aufgenommen wurde, Zeichen dafür, daß Herder die Zusammengehörigkeit der eigenen Ansichten mit denen des Schülers anerkannte. G. war seit den strengen Straßburger Exerzitien mit Herders Shakespeare-»Phrenesie«, seiner Sicht auf den Rang der Volkspoesie, mit Grundpositionen des geschichtlichen Denkens wie der Empfindungstheorie vertraut, Leitvorstellungen, die auch den Ansatz seiner Schrift mitmodellieren halfen.