Zusammenfassung
Giuseppe Balsamo, geboren 1743 in Palermo, gestorben 1795 in der Festung San Leo, war den Zeitgenossen und ist der Nachwelt eher als Graf Cagliostro bekannt: Conte Alessandro di Cagliostro. Obgleich sich sowohl dieser Name als auch das Adelsprädikat in der Verwandtschaft bzw. der Familiengeschichte findet, war das so obskure wie brillante Rollenspiel Cagliostros — er benutzte auch andere Pseudonyme — nicht frei von Bedenklichkeiten. Der Nachweis seiner wahren Identität bzw. seiner Betrugsmanöver verabsäumt indes die Erklärung seines Erfolgs. Daß gerade ein römisches Inquisitionsgericht zu seiner »völligen Entlarvung« und damit zur »Aufklärung der Welt« (WA I, 31, S. 131; vgl. Barberi) beigetragen hatte, belustigte schon G., der sich als einer der wenigen seiner Zeit um ein komplexeres Verständnis der »famosen Hexen Epoche« (an Charlotte von Stein, 4.?8. 1787) bemühte, nämlich zu begreifen, »wodurch seit einigen Jahren unsre Zeit, aller ihrer gerühmten Aufklärung zu Trotz, auf einmahl in die dickste Verfinsterung der barbarischen Jahrhunderte zurück zu stürzen scheint« (Wieland, S.89).
Literatur
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Kiefer, K.H. (1998). Balsamo, Giuseppe (1743–1795). In: Dahnke, HD., Otto, R. (eds) Goethe Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03655-1_30
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