Zusammenfassung
Neben den wenigen Geschichten und der Kriegsprosa hat Brecht bis 1918 offenbar keine Prosa geschrieben ; die Lyrik dominiert. Und die Erklärung lautet: da Brecht mit zunehmender Skepsis die offiziellen Ereignisse verfolgte und dadurch auch die Möglichkeit zur Publikation verlor (mangelnder Anpassungswille), mußte die Prosa als die »objektive« Gattung zurücktreten. Umgekehrt förderte die Bindung in der Brecht-Clique, im »Freundeskreis«, die — meist gesungene, gespielte — lyrische Produktion. Hinzu kam der Selbstfin-dungsprozeß, der mit der abnehmenden übersubjektiven Bindung (Vaterland, Familie) sich ausprägte und den Ausdruck in der subjektiven Gattung provozierte. — So eingängig und plausibel sich diese Erläuterungen anhören: so stimmen sie auf alle Fälle nicht. Brecht verwendete die Lyrik auch in seiner Jugendzeit keineswegs nur »subjektiv« -das wäre ein Denken in literarischen Gattungen, die diese »anthropologisch« festschrieben -, er kannte das Rollengedicht und die parabolische Verschlüsselung, die in Lyrik und Prosa gleichermaßen zu beobachten ist — bis hin zu identischen Stoffen (der Geierbaum; 8, 31–33; 11, 13 f.).
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Knopf, J. (1984). Die Prosa der Münchner Zeit 1918–1924. In: Brecht-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03645-2_23
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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