Zusammenfassung
Spitze Kritikerzungen nannten sie »Notre-Dame de Sartre« oder »La Grande Sartreuse«, um ihre intellektuelle Abhängigkeit vom Lebensgefährten Jean-Paul Sartre und damit zugleich ihre künsterlische Epigonalität zu geißeln. Unterstellungen dieser Art sind unzutreffend. Die Tochter aus gutem Hause (Mémoires d’une jeune fille rangée, 1959) — so der Titel ihres ersten Memoirenbandes — hatte ihre Wahl, mit dem Christentum, der Ideologie ihrer (klein-)bürgerlichen Herkunftsklasse und deren durch Ehe und Mutterschaft charakterisiertem Frauenbild zu brechen, schon vor ihrer folgenreichen Begegnung mit Sartre (1929) getroffen. Beide betrachteten den Partner lebenslang als Doppelgänger, Idealleser und wichtigsten Kritiker. Ihr symbiotisch anmutendes Verhältnis setzte aber stets Eigenständigkeit voraus. Sartre fiel die Rolle des unermüdlichen Ideen- und Theorienproduzenten zu, der extreme intellektuelle Positionen vertrat, B. verkörperte das kritische Realitätsprinzip, forderte engen Praxisbezug: »Für mich ist eine Idee nichts Theoretisches … entweder man erlebt sie an sich selbst, oder sie bleibt theoretisch, dann hat sie keinerlei Gewicht« (L’invitée, 1943; Sie kam und blieb).
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Krauß, H. (1995). Beauvoir, Simone de. In: Lutz, B. (eds) Metzler Philosophen Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03642-1_37
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01428-3
Online ISBN: 978-3-476-03642-1
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