Zusammenfassung
»Von Natur aus sind wir alle in jeder Beziehung gleich geschaffen, sowohl Barbaren als auch Griechen.« Dieser für das griechische Denken des 5. Jahrhunderts v.Chr. revolutionäre Satz stammt aus A.s Über die Wahrheit, die auf einem im ägyptischen Dorf Oxyrhynchos gefundenen Papyros lückenhaft erhalten ist. In dieser Schrift entwickelt A. den Gegensatz von Gesetz (»nómos«) und Natur (»phýsis«) und erweist die Gesetze, die Menschen für Menschen erlassen haben, die Konventionen sowie die sozialen und nationalen Schranken als willkürlich, die Gesetze der Natur dagegen als notwendig; jedes menschliche Gesetzeswerk beruhe auf einer Vereinbarung von Menschen, die Gesetze der Natur hingegen seien natürlich gewachsen und mit der menschlichen Natur verwachsen; daher könne man zwar die menschlichen Gesetze unbeschadet übertreten, wenn man von keinem dabei ertappt werde, die Gesetze der Natur jedoch könnten nur unter größtem Schaden verletzt werden, selbst wenn kein Zeuge dafür vorhanden sei. Dieser kurze Auszug aus Über die Wahrheit macht deutlich, daß man A. der Sophistik zuzuordnen hat: Die Thesen, die Kallikles im Platonischen Dialog Gorgias vertritt, insbesondere sein Eintreten für das Recht des Stärkeren und seine Argumentation, daß die Gesetze der Stadt Vereinbarungen der Schwachen seien, um sich vor herausragenden Persönlichkeiten zu schützen, weisen starke Anklänge an A.s Gedanken auf.
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Zimmermann, B. (1995). Antiphon. In: Lutz, B. (eds) Metzler Philosophen Lexikon. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03642-1_14
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