Zusammenfassung
Den Mahnern und Kunstkennern erschien am Apoll des »Parnaß« von Anton Raffael Mengs oder den Hauptgestalten seiner großen mythologischen Tafelbilder über dem programmatischen Versuch, die Haltungen und Ausdrucksgebärden auf das Äußerste zu vereinfachen, die anatomische Behandlung der Figuren als unzureichend. Winckelmanns Kriterien einer geschichtlich sich entfaltenden Idealkunst des Klassischen galten rasch als ebenso schwankend in den Grundsätzen wie als historisch unzuverlässig. Gar seine Äußerungen zum allegorischen Charakter aller Kunst riefen bis heute nur Kopfschütteln hervor. Wohl hat man lange erkannt, daß ein gewisser professioneller Dilettantismus, so als ob man die Sprache der Kunst oder der Kunstphilosophie ganz neu zu sprechen beginne, mit dem neuen Elan einer schöpferischen Reform an Haupt und Gliedern zusammenhänge. Natürlich mußte sich eine schöpferische Vision wie Winckelmanns Griechenlandbild erst die Kategorien der Wahrnehmung und der geschichtlichen Reflexion neu schaffen. Natürlich mußte der im Barock erzogene Hofmaler Mengs seine Malerei der idealen Einfachheit, halb unter dem Eindruck der plastischen Idealität der römischen Skulpuren, halb in der verwirrenden Begegnung mit den pompejanischen und herkulanischen Zeugnissen antiker Malerei, von Grund auf neu formulieren. Natürlich setzte Philipp Hackerts einst so gefeierte Landschaftsmalerei ein verändertes Herangehen an die italienische Natur voraus, die alle erlernten Techniken der Lorrain-und Poussin-Schule preisgeben mußte, um der veränderten Einsicht in das Naturschöne gerecht zu werden.
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Anmerkungen
Vgl. Marx: »Gluck und die Oper« (2 Bde., Berlin 1863), II, 164 ff., 213 ff.
Zum Fragenkreis vgl. vor allem A.R. Oliver: »The Encyclopaedists as Critics of Music« (New York 1947)
und J. Wagner: »Marmontel journaliste et le Mercure de France« (Grenoble 1975)
ergänzend dazu M. Cardy: »The Literary Doctrins of Marmontel« (Oxford 1982)
und J.M. Kaplan: »Marmontel et Polymnie« (Oxford 1984).
Vgl. Massimo Gemin / Filippo Pedrocco: »Giambattista Tiepolo. I dipinti. Opera completa« (Venedig 1993), S. 169 ff
Zit nach Richard Wagner: »Sämtliche Schriften und Dichtungen« (Leipzig 1911), Bd. 14 (Mein Leben, Zweiter Teil), S. 162 f
vgl. Oskar Teuber: »Die Theater Wiens«, Bd.2: Das Hofburgtheater seit seiner Begründung (Wien 1896), S.76
Vgl. John Rushton: »Royal Agamemnon: The Three Versions of Gluck’s Iphigénie en Aulide«, in: Music and the French Revolution, hg. M Boyd (Cambridge 1992), S. 15 ff.
Zur Wirkungsgeschichte vgl. Alfred Loewenberg: »Annals of Opera 1597–1940« (2. Aufl. 1955, Reprint 1970), Spalte 335 f. und in Ludwig Finschers Artikel über die Oper in EMT, Bd. 2, S. 436 ff.
Vgl. auch das Kapitel XII: Begegnung mit Gluck, in Peter Gülkes schon erwähntem Essay in seiner Ausgabe von Jean Jacques Rousseau: »Musik und Sprache« (Leipzig 1989), S.485 ff. und die Belege in den Anmerkungen.
Vgl. Klaus Hortschansky: »Parodie und Entlehnung im Schaffen Christoph Willibald Glucks« (Köln 1973)
Vgl. J.J.Winckelmann: »Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst«, in: »Kleine Schriften, Vorreden, Entwürfe«, hg. Walther Rehm (Berlin 1968), S. 36 ff. und die Anmerkungen.
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Dahlhaus, C., Miller, N. (1999). Christoph Willibald Gluck und die Tragödie für Musik II. Die Pariser Musikdramen. In: Europäische Romantik in der Musik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03636-0_4
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