Die wiederentdeckte »Stuttgarter Kopie (Prager Provenienz)« von Mozarts »Don Giovanni«

Zusammenfassung

Bernhard Gugler schreibt in seiner Vorrede zu der von ihm erstmals nach dem Autograph herausgegebenen Partitur von Mozarts »Don Giovanni« (Breslau 1868): Die Musikalienbibliothek des Stuttgarter Hoftheaters besitzt eine sehr alte Abschrift, welche die in Wien (1788) nachcomponirten Stücke noch nicht hat, also aus der Zeit unmittelbar nach der Prager Aufführung (1787) stammen muß.¹ Genau hundert Jahre später konstatieren die Herausgeber der »Neuen Mozartausgabe« mit Bedauern, daß diese wichtige Sekundärquelle für die »Prager Fassung« aus dem Besitz des ehemaligen Stuttgarter Hoftheaters unwiederbringlich verloren² sei. Davon ausgehend, daß die Herausgeber, Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, gründlich recherchierten und Nachforschungen in den in Frage kommenden Archiven anstellten, mutet ihre Verlustmeldung merkwürdig an: Seit 1922 ist der Musikalienbestand des ehemaligen Hoftheaters im Besitz der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Dort stehen die handschriftlichen Opernpartituren, die Theatermusik, das noch vorhandene Stimmenmaterial und das in den Abonnementskonzerten der Hofkapelle zur Aufführung gebrachte Orchestermaterial im Handschriftenmagazin mit der Standortsignatur HB XVII in geschlossener Aufstellung. Verzeichnet ist das Material im entsprechenden Bandkatalog, nach dem Alphabet der Komponisten geordnet. Auf B1. 106 v findet der Leser unter Mozart, Wolfgang Amadeus verzeichnet: »Don Giovanni« [Opera buffa in 2 Akten], Partit. 3 Pppbnde qu. fol. um 1795, Sign. HB XVII 454 a. b. c. Das Alter der Kopie wurde vom Bearbeiter des Katalogs Alexander Eisenmann nach dem Stuttgarter Premierenjahr, 1796, geschätzt.