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›Berühmt, wenn auch profan‹

Form und Funktion der österreichisch-jüdisch en Rezeption Heinrich Heines zu seiner Zeit

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Heine-Jahrbuch 1995

Part of the book series: Heine-Jahrbuch ((HEIJA))

Zusammenfassung

Von der deutschen Germanistik gemieden, aber auch von jüdischer Seite nicht angestrebt, existierte das Thema der jüdischen Rezeption Heinrich Heines bislang allenfalls als Desiderat in Fußnotenhinweisen.1 Die »auffallend unsichere Stellung so vieler Juden zu Heinrich Heine«2, die Gershom Scholem in der komplexen jüdischen Integrations- und Identitätsproblematik begründet sah, ließ bislang nur intermediäre Markierungen zu: »von der Bewunderung Heines […] bis zur entschiedenen Ablehnung«, »Zwischen Stolz und Abneigung«.3 In der gegenwärtigen Hochkonjunktur der jüdischen Thematik und der mit ihr verbundenen Publikationsflut scheint sich dieses Thema nun doch zu konturieren.4 Die kürzlich vorgenommene Proklamation Heines zum ›Sohn der jüdischen Rezeption‹5 entspringt dabei allerdings einem Wunschdenken: als stünde die mühselige Arbeit rezeptionsgeschichtlicher Studien und die hier besonders abverlangte Vermittlung von historischer und ästhetischer Analyse nicht erst noch bevor.

Ein Jude, der zur Loreley rudert — von ihr angezogen und abgestoßen zugleich. Würde er an ihrem Felsen zerschellen oder hinaufklettern, um sie zu küssen?

André Kaminksi, Schalom allerseits, 1987.

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Anmerkungen

  1. Vgl. Karl Theodor Kleinknecht (Hrsg.): Heine in Deutschland. Dokumente seiner Rezeption 1834–1956. Tübingen 1976, S. XXV, Anm. 49, sowie Jeffrey L. Sammons: Problems of Heine Reception. Some Considerations. — In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 73. 1981, S. 383—391, hier: S. 390, Anm. 11.

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Otto, B. (1995). ›Berühmt, wenn auch profan‹. In: Kruse, J.A. (eds) Heine-Jahrbuch 1995. Heine-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03622-3_4

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