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Schillers Interesse an Aufstandsgeschichte

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Schiller als Historiker

Zusammenfassung

Wenn wir heutzutage über Schiller als Historiker diskutieren, so nicht zuletzt wegen seiner sehr seltenen, vorher eigentlich nur bei Voltaire zu findenden Fähigkeit, sich in herausragender Weise nebeneinander in Dramenform, histo-riographisch und philosophisch über Geschichte zu äußern. Und weil es uns irritiert, daß seine spezifische Stellung und Leistung in der damaligen Umbruchszeit des geschichtlichen Denkens selten von den späteren Historikern behandelt, ja kaum von ihnen als wichtiges Thema anerkannt worden ist. Noch erstaunlicher als seine Leistung und diese Nichtbehandlung erscheint mir Schillers einzigartige und langanhaltende Wirkung auf die Geschichtsanschauung des deutschen Bürgertums. Das ist die Wirkung seiner historischen Dramen, nicht seiner Geschichtsschreibung oder Philosophie. In diesem kontinuierlichen Einfluß auf Leser und Theaterbesucher kann man ihm wohl Goethes Götz von Berlichingen an die Seite stellen (auch dessen Egmont, der übrigens im ganzen 19. Jahrhundert in Schillers Bearbeitung gewirkt hat), aber keinen der zahlreichen Geschichtsdramatiker, die nach seinem Vorbild im 19. Jahrhundert produziert haben. Primär durch Schiller und nur sekundär durch andere Dichter, Romanschriftsteller und Historiker ist die Geschichte der Frühen Neuzeit dem Bürgertum vor Augen gestellt worden, sind Philipp II., Wallenstein, Maria Stuart, die englische Königin Elisabeth und die Jungfrau von Orleans historische Bekannte geworden, über die man reflektierte und sich nach Bedarf wissenschaftlich weiterorientierte.1

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Notizen

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Otto Dann Norbert Oellers Ernst Osterkamp

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© 1995 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Schulin, E. (1995). Schillers Interesse an Aufstandsgeschichte. In: Dann, O., Oellers, N., Osterkamp, E. (eds) Schiller als Historiker. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03619-3_8

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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