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Der Name der Blume Schillers Trauerspiel Die Braut von Messina als Dramaturgie der geschichtlichen Vernunft

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Schiller als Historiker

Zusammenfassung

Als einer der gebräuchlichsten Topoi der Schillerforschung hat sich bis heute die These behauptet, nach der Die Braut von Messina in Schillers dramatischem Schaffen »eine völlige Abwendung von der Geschichte darstellt1«. Ihre Gültigkeit bezieht sie aus der unbestrittenen Tatsache, daß es bisher nicht gelungen ist, Stoff und Motive, mithin die dramatische Konstellation von Personen, Handlungszeit und -Schauplatz des Stücks im realgeschichtlichen Kontinuum oder im Bereich historischer Legenden zu verifizieren.2 Wo dennoch, vorwiegend aus marxistischer Sicht, ein gesellschaftlich-historisches Konfliktmodell der Fabel unterlegt wurde, mußte dessen schließliche Aufweichung im »Allgemeinmenschlichen« einer individuellen Moralität3 dem Dichter als Scheitern seines »ebenso ehrgeizigen wie ahistorischen Anspruchs« angekreidet werden.4

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Notizen

  1. Ehrhard Bahr, Geschichtsrealismus im dramatischen Werk, in: Friedrich Schiller, Angebot und Diskurs. Zugänge. Dichtung. Zeitgenossenschaft, hrsg.v. Helmut Brandt, Berlin und Weimar 1987, S.288.

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  2. Mir sind nur zwei Arbeiten bekannt, die den Versuch einer historischen Datierung der Handlung mit einer neuen Interpretation verbinden: Robert Kohlrausch, Schillers Braut von Messina und ihr historischer Schauplatz, in: Deutsche Rundschau, Bd. 122/1905, S.118–127.

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  3. K. setzt die Handlung ins 14. Jahrhundert und führt emblematische Übereinstimmungen der Metaphorik mit den Fresken des Normannenpalastes von Palermo (stanza di Ruggero) an, ohne Schillers Quellen zu nennen. Und: Charles Andler, De deux sources medievals de la »Fiancée de Messine«, in: Etudes sur Schiller, Paris 1905, S.25–40. Diesem bemerkenswerten Aufsatz kommt das Verdienst zu, die Zusammenhänge des Stücks mit der »Sammlung historischer Memoires« zuerst für eine historische Interpretation herangezogen zu haben. A. geht von einem Analogiemodell aus und datiert das Geschehen in das 12. Jahrhundert.

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  4. Eike Midell, Friedrich Schiller. Leben und Werk, Leipzig 1980, S.371f.

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  5. Wolfgang Wittkowski, »Der Übel größtes aber ist die Schuld«. Nemesis und politische Ethik in Schillers Dramen, in: Friedrich Schiller. Kunst, Humanität und Politik in der späten Aufklärung. Ein Symposium, hrsg.v. W. Wittkowski, Tübingen 1982, S.299.

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  6. Hans-Georg Werner, Schillers literarische Strategie nach der französischen Revolution, Berlin 1991 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften zu Berlin), S.30.

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  7. Peter Andre Bloch, Schiller und die französische klassische Tragödie. Versuch eines Vergleichs, Düsseldorf 1968, S. 276.

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  8. Friedrich Sengle, Das historische Drama. Geschichte eines literarischen Mythos, Stuttgart, 2.Aufl. 1969, S.54.

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  9. Umberto Eco, lector in fabula, München 1990, S.83. Damit wird keine strukturalistische Interpretation angestrebt, sondern der Begriff der Textebene wird als theoretisches Hilfsmittel herangezogen, um den analytischen Zugriff auf semantische Schichtungen zu erleichtern.

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  10. Ira Kasperowski, Karl Wilhelm Ferdinand von Funck. Porträt eines Mitarbeiters an Schillers Horen aus seinen unveröffentlichten Briefen an Christian Gottfried Körner, in: Jahrbuch der Deutschen Schiller-Gesellschaft, Bd. 34/1990, S.79.

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  11. Universalhistorische Übersicht der vornehmsten an den Kreuzzügen teilnehmenden Nationen, ihrer Staatsverfassung, Religionsbegriffe, Sitten, Beschäftigungen, Meinungen und Gebräuche, in: F. Schiller, Sämtl. Werke, hrsg.v. Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert, München 1988 (7.), Bd.IV, S.851.

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  12. Friedrich II. wurde mit vier Jahren König von Sizilien. Von seiner Mutter Constanze heißt es, sie sei aus einem Kloster geraubt worden; um seine Gemahlin Isabella von England hatte vor ihm sein Sohn Heinrich werben lassen. Bei der Hochzeit war Heinrich schon in väterlicher Haft. Schiller läßt den Fluch des Hauses mit dem Brautraub enden und beginnen: »Auch ein Raub war›s, wie wir alle wissen,/Der des alten Fürsten ehliches Gemahl/in ein frevelnd Ehebett gerissen,/Denn sie war des Vaters Wahl.« (960f). Auch hier wird die reale generische Reihenfolge Vater-Sohn umgekehrt. Sagenhafte Überlieferungen legen der Mutter Constanzes, Beatrix, einen Traum bei, nach dem sie ihrem Lande zum Verhängnis werden solle und deshalb ins Kloster verbannt wurde. Friedrich II. wurde geweissagt, er werde sub flore, unter dem Zeichen der Blume sterben. Als sein Leben 1250 auf der Festung Fiorentino endete, sah man darin die Erfüllung des Orakels. Auch der Tod der Brüder Don Cesar und Don Manuel wird von dem Orakel des Traums im Zeichen der Blume, einer Lilie, prophezeit. vgl. u.a. bei Ludwig Anton Muratori, Geschichte von Italien. Nach Ordnung der Jahre, vom Anfange der christlichen Zeitrechung bis auf das Jahr 1500, 8 Bde, Leipzig 1745ff., Bd. 7(1125–1250). Vgl. auch Ernst Kantorowicz, Kaiser Friedrich der Zweite, Stuttgart 1985, S.627.

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  13. »A common problem for both emperors (Karl V. und Friedrich II./B.L.)was that of managing a double inheritance, German and Mediterrean; and in many respects Frederick II. accomplished the task with less difficulty than his stolid Habsburg successor. Thus the Reign of Frederick II. marks a major stage in the transformation of Europe from a community of Latin Christians…to a Europe of nation states, in which the Roman Emperor counted for less.« David Abulafia, Frederick II. A Mediaval Emperor, London 1988, S.1f.

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  14. »Es gibt Historiker, die in dem Streit Friedrichs mit den Päpsten Gregor IX. und Innocenz IV. einen Kampf zwischen zwei Prinzipien erblicken und Friedrich die Ehre erweisen, ihn als den ersten Verteidiger der Unabhängigkeit der weltlichen Macht gegenüber den Ansprüchen der Kirche anzusehen; aber…er war das Gegenteil eines Antiklerikalen. Seine politische Konzeption war nicht anders als die seiner Zeitgenossen. Wie diese erkannte er, wenigstens äußerlich, die Göttlichkeit der kirchlichen Einrichtungen an und gleichermaßen auch die Verpflichtung der Fürsten, die Kirche zu verteidigen, Ketzer zu verfolgen und den katholischen Dogmen nachzuleben.« Henri Pirenne, Geschichte Europas. Von der Völkerwanderung bis zur Reformation, Frankfurt/M. 1956, S.307. Derselben Ansicht scheint Schiller sich zu nähern.

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  15. Novalis, Die Christenheit oder Europa, in: Novalis, Schriften, hrsg.v. Paul Kluckhohn und Richard Samuel, Bd. 3, Das philosophische Werk II, Stuttgart u.a. 1983, S.524.

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  16. G.W.F. Hegel, Die Verfassung Deutschlands, in: Europäische Geschichte, hrsg.v. H. Günther, Frankf./M. 1993, S.344.

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  17. Gert Sautermeister, Idyllik und Dramatik im Werk F. Schillers. Zum geschichtlichen Ort seiner klassischen Dramen, Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1971, S.61.

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  18. Paradies, 6. Gesang, zit. nach: Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie. A.d.Ital. Übertragung von Karl Witte, hrsg. Werner Bahner, Leipzig 1965, S.290. Die »Mutter« des staufisch-normannischen Geschlechts Konstanze strahlt aus diesem Licht (der Jungfrau Maria) die Große,/die mit dem zweiten Sturm aus Schwabenlande/den dritten zeugte, ihrer Herrschaft letzten.« Constanze kann als mythische Vorlage für die Figur der Isabella angenommen werden.

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Otto Dann Norbert Oellers Ernst Osterkamp

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Langner, B. (1995). Der Name der Blume Schillers Trauerspiel Die Braut von Messina als Dramaturgie der geschichtlichen Vernunft. In: Dann, O., Oellers, N., Osterkamp, E. (eds) Schiller als Historiker. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03619-3_14

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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