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Themenstellung und Aufbau

  • Chapter
Heines Dichterbilder

Part of the book series: Heine-Studien ((HEINEST))

  • 16 Accesses

Zusammenfassung

Zwar ist die Tatsache, daß ein Dichter über sich selbst, über die Bedingungen und Besonderheiten seines Schaffens und seiner Aufgaben nachdenkt, nichts Außergewöhnliches, wirft man einen Blick auf die zahlreichen dichterischen Selbstaussagen von der Antike bis zur Gegenwart. Aber Heinrich Heine scheint hierbei eine Ausnahme zu sein. Wohl kaum ein Dichter ist auf so unterschiedliche Weise gesehen, so vielfältig, ja gegensätzlich beurteilt worden wie er. Nicht selten gaben dazu die Selbstbilder den Anlaß, die er in seinen Schriften der Öffentlichkeit bot. Seine Person und seine Lebensgeschichte wurden selten von den Werken getrennt gesehen, was durchaus richtig ist, aber dort, wo die Person zu sehr in den Vordergrund rückte, zu Verzerrungen führte. Auf besonders unsicherem Boden bewegten sich die Wertungen seiner Moral, Gesinnung oder gar Tugend. Man warf ihm Charakterlosigkeit und Labilität vor. Die religiöse ‘Gesinnungslosigkeit’ — war er doch als Jude geboren, trat 1825 zum Protestantismus über, heiratete katholisch und bestimmte schließlich, daß bei seiner Beerdigung kein Geistlicher anwesend sein sollte — galt als Siegel seines politischen Opportunismus, der auch ständig die Seiten zu wechseln schien.1 Zu Lebzeiten gewann Heine den Stellenwert einer öffentlichen Person, eines homo publicus: Er forderte die Zeitgenossen zur Diskussion heraus, ständig berichteten die Zeitungen über ihn, und nicht selten waren es ‘Skandale’, die die Neugier der Leser weckten.

“Hier liegen Fußangeln und Selbstschüsse”

(DHA XV, 40)

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Notizen

  1. Vgl. E.Galley, A.Estermann (Hrsg.), “Heinrich Heines Werk im Urteil seiner Zeitgenossen”, Hamburg 1981ff.

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  2. M. Windfuhr, “Heinrich Heine. Revolution und Reflexion”, Stuttgart 1976, S.11ff. Vgl. auch M.Werner, “Imagepflege. Heines Presselenkung zur Propagierungseines Persönlichkeitsbildes”, in: W.Kuttenkeuler (Hrsg.), “Heinrich Heine. Artistik und Engagement”, Stuttgart 1977, S.267ff. und ders., “Genius und Geldsack. Zum Problem des Schriftstellerberufs bei Heinrich Heine”, Hamburg 1978. P.U.Hohendahl, “Kunsturteil und Tagesbericht. Zur ästhetischen Theorie des späten Heine”, in: W.Kuttenkeuler, a.a.O. (1977), S.222f.

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  3. E.Ziegler, “Julius Campe — Der Verleger Heinrich Heines”, Hamburg 1976.

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  4. Vgl. J.Brummack (Hrsg.), “Heinrich Heine. Epoche — Werk — Wirkung”, München 1980. Darin besonders B.Manns Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Entwicklung Deutschlands bis 1848, worin die Person Heines informativ eingeordnet wird (“Heines Zeit”, S.15ff.). Preußen wird als einerseits fortschrittlicher Staat beschrieben, der aber andererseits seine Macht auf Kosten der Untertanen erringen wollte, infolgedessen auf rückschrittliche Methoden zurückgriff. Vgl. dazu auch die vortreffliche Einleitung von G.Höhn, “Heine-Handbuch. Zeit, Person, Werk”, Stuttgart 1987, S.2ff.

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  5. Zitate in der Reihenfolge: F.Martini, “Deutsche Literaturgeschichte von den Anfangen bis zur Gegenwart”, Stuttgart 1957, S.347. W.Muschg, “Tragische Literaturgeschichte”, Bern 1953, S.288,93. Vgl. insgesamt: B.Füllner, “Heinrich Heine in deutschen Literaturgeschichten. Eine Rezeptionsanalyse”, Ffm. 1982.

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  6. E. Loeb, “Heinrich Heine. Weltbild und geistige Gestalt”, Bonn 1975, S.7. Nebenbei bemerkt, ließ Heines Vaterstadt Düsseldorf im Streit um Heine vieles zu wünschen übrig. So stimmte der Senat erst am 20.12.1988 der Benennung der Universität nach Heinrich Heine zu, am 3.1.1989 erging endlich der Erlaß.

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  7. H.Friedrich, “Die Struktur der modernen Lyrik. Von der Mitte des neunzehnten bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts”, Hamburg 1956. K.Weinberg, “Henri Heine ‘romantique défroqué’. Héraut du symbolisme francais”, Paris 1954.

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  8. M. Windfuhr, “Heinrich Heines Modernität”, in: “Zur Literatur der Restaurationsepoche 1815–1848 (…)”, Stuttgart 1970, S.443f. Windfuhr zieht es angesichts des schwammigen Zusammenspiels der Begriffe “Nihilismus” und “Moderne” vor, Heine vor dem Hintergrund einer Moderne zu sehen, die “den Neubeginn der Demokratie, die europäische Zusammenarbeit, die Entfaltung der Kommunikationsmittel” entwickelte.

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  9. So z.B. U.Broicher-Stöcker, “Studien zum Stil Heines”, in: HJb 1972, S.3ff.

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  10. R.R. Mollenauer, “Three ‘Spätromantiker’ on romanticism: Hoffmann, Heine, and Eichendorff”, Indiana 1960. Vgl. auch F.Gowa, “Heinrich Heines Ästhetik”, München 1923, S.13,76,134,241. Differenzierter verfährt P.U.Hohendahl, “Geschichte und Modernität. Heines Kritik an der Romantik”, in: ders., “Literaturkritik und Öffentlichkeit”, München 1974, S.50ff. So auch H.Gutjahr, “Zwischen Affinität und Kritik. Heinrich Heine und die Romantik”, Ffm. 1984. Zum Verhältnis Heine — Romantik vgl. besonders die Abschnitte 1 und 3 der Einleitung.

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  11. M. Reich-Ranicki, “Eine schmerzende Wunde, schief und schön vernarbt”, in: “Frankfurter Allgemeine Zeitung” 57, 8.3.1986.

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  12. M.Windfuhr, “Das Junge Deutschland als literarische Opposition. Gruppenmerkmale und Neuansätze”, in: HJb 1983, S.47ff.

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  13. So etwa J.Hermand (Hrsg.), “Das Junge Deutschland. Texte und Dokumente”, Stuttgart 1966, S.369ff. L.Marcuse, “Heinrich Heine”, Hamburg 1931. Gegensätzlich H.Kaufmann, “Heinrich Heine. Geistige Entwicklung und künstlerisches Werk”, Berlin 1976.

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  14. H.Mayer, “Die Ausnahme Heinrich Heine”, in: ders., “Von Lessing bis Thomas Mann. Wandlungen in der bürgerlichen Literatur in Deutschland”, Pfullingen 1959, S.278. Vgl. U.Stadler, “Literarischer Donquichottismus. Der Gegensatz von Schönheit und Wahrheit bei Heinrich Heine”, in: HJb 1981, S.11. Dort bemerkt er: “So kritisiert (Heine) etwa in seiner Polemik gegen den Dichter August Graf von Platen die Anhänger des reinen Schönheitskultes, während er sich in seiner Schrift über Ludwig Börne gegen diesen als einen bloß der Wahrheit verpflichteten Spiritualisten wendet”. Vgl. auch H.Spencer, “Dichter, Denker, Journalist. Studien zum Werk Heinrich Heines”, Ffm. 1977, S.23f; sie sieht die “Polarität des Wahren und Schönen” im Schwanken begriffen. J.Jacobs, “Nach dem Ende der ‘Kunstperiode’. Heines Aporien und ihre Aktualität”, in: W.Kuttenkeuler, a.a.O. (1977), S.242ff. Für Jacobs kommen Politik und Poesie kaum problemlos zusammen, ja, “sie erscheinen Heine nicht selten als entgegengesetzte, feindliche Positionen” (S.246). Spannungen, die sich etwa in Bildern der ‘selbsttrunkensten Subjektivität’ und politischen Aufrufen ausdrücken, bilden laut Jacobs keine produktive Synthese, sondern Gegensatz und Bemühen um neue Positionen, was er von Selbstzweifel begleitet sieht.

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  15. W. Kuttenkeuler, “Heinrich Heine. Theorie und Kritik der Literatur”, Stuttgart 1972, S.21.

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  16. Dies ist fast schon als Topos der Sekundärliteratur anzusehen und geht auch in neue Lexika ein, vgl. F.Vaßens Artikel über Heine in: “Autorenlexikon. Deutschsprachige Dichter und Schriftsteller vom Mittelalter bis zur Gegenwart”, Stuttgart 1986, S.255ff. Vgl. zum Begriff natürlich H.Mayer, “Außenseiter”, Ffm. 1981.

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  17. H.P. Neumann, “‘Akazien sind keine Akazien’. Schwierigkeiten mit unpolitischen Gedichten”, in: “Die neue Rundschau”, 1975, S.449.

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  18. Weder Ansätze zu einer beschreibend-induktiven Poetik sind festzustellen, noch zu einer programmatisch-deduktiven, regelsetzenden, worin man Dichten als erlernbar und rein formal betrachtete, wie es z.B. der Meistersang tat, und worin das Individuelle ausgeklammert wurde. Erst Martin Opitz’ “Buch von der deutschen Poeterey” erwähnt, trotz aller Regelvorgabe, als Vorbedingung die angeborene Begabung des Dichters. In der Aufklärung dominiert klare, intellektuelle Gesetzmäßigkeit. Vgl. als Grundlagenwerk: E.Staiger, “Grundbegriffe der Poetik”, Zürich, Freiburg i. Br. 1946; H.Pongs, “Das Bild in der Dichtung”, Marburg 1927ff.; H.P.Bayersdörfer, “Poetik als sprachtheoretisches Problem”, in: “Studien zur deutschen Literatur” 8, Tübingen 1967; B.v.Wiese, “Dichter, Schriftsteller, Narren”, in: “Literatur und Dichtung. Versuch einer Begriffsbestimmung”, hrsg. v. H.Rüdiger, Berlin, Köln, Mainz 1973, S.93ff.; E.Canetti, “Der Beruf des Dichters”, in: “Akzente” 23, 1976, S.97ff.

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  19. W. Ebel, “Heines und Schopenhauers ästhetische Anschauungen. Eine Parallele”, in: “Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft” 2, 1913, S.28.

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  20. Dies trifft natürlich besonders für die Spätzeit zu, wie die Arbeit zeigen wird. Vgl. insgesamt W.Gössmann, J.A.Kruse (Hrsg.), “Der späte Heine: 1848–1856. Literatur, Politik, Religion”, Hamburg 1982.

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  21. L.Börne, “Sämtliche Werke”, hrsg. v. I.Rippmann, Darmstadt 1965ff, Bd.2, S.889.

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  22. K.Briegleb, “Opfer Heine? Versuche über Schriftzüge der Revolution”, Ffm. 1986, S.17. Ähnlich auch W.Hinck, “Heinrich Heine — Poesie und Gesellschaft”, in: “Rose und Kartoffel. Ein Heinrich Heine-Symposium”, hrsg. v. A.A. van den Braembussche, Ph. van Engeldorp Gastelaars, Amsterdam 1988, S.7; er resümiert lakonisch: “Heines bester Gegenredner ist immer er selbst”.

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  23. Die Differenzierung zwischen dem poetischen Ich und dem reflektierenden Autorbewußtsein ist wichtig, da sonst die Eigengesetzlichkeiten des Schreibens in Lyrik und Prosa übersehen würden. Bei Heine muß man berücksichtigen, daß er kein fest umrissenes, verbindliches Autorbewußtsein entwickelt. Die spielerische Leichtigkeit der Sprache spannt ein dichtes Netz, das den Leser einfangt. Ihre Vieldeutigkeit hebt die Eindeutigkeit der theoretischen Aussagen auf. Die Konfrontation des eigenen Dichtungsanspruchs mit Einstellungen von Freunden, Gegnern, Gesellschaft, Zeit und Traditionen, diese Reibung ist für unseren Dichter höchst fruchtbar. Nicht selten erscheint die Funktion des Dichters als eine ‘erzieherische’, d.h. er erwirkt aus seinem Selbstverständnis heraus eine Bewußtseinsveränderung beim Leser, Zeitkritik ist Aufklärungsarbeit. Vgl. 2.2. und 3. der Einleitung. Vgl. insgesamt die für diese Überlegungen hilfreiche Untersuchung von M.Sahnen, “Das Autorbewußtsein Annette von Droste-Hülshoffs. Eine Voraussezung für Verständnis und Vermittlung ihres literarischen Werks”, Ffm. 1985.

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  24. W.Gössmann “Trunkenheit und Desillusion. Das poetische Ich der Droste”, in: “Zeitschrift für deutsche Philologie” 101, 1982, S.509.

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  25. D.Arendt, “Heinrich Heine: ‘…Ein Märchen aus alten Zeiten …’. Dichtung zwischen Märchen und Wirklichkeit”, in: HJb 1969, S.11.

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  26. Nicht selten finden sich allegorische Interpretationen, die das Barockzeitalter kultivierte, Personifikationen waren auch im Biedermeier sehr beliebt, so etwa für die Versinnbildlichung der Natur. Indem Heine sie auf aktuelle, emanzipatorische Inhalte bezog, markierte er das Ende einer großen rhetorischen Tradition. Vgl. N.Hopster, “Allegorie und Allegorisieren”, in: “Deutschunterricht” 23, 1971, S.132ff.

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  27. U.Hofstaetter, “Langeweile bei Heinrich Heine”, Heidelberg 1991, S.176.

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  28. P.Chiarini, “Epigonentum und Übergangszeit. Heines Schreibweise zwischen Privatem und Politischem”, in: L.Zagari, P.Chiarini, “Zu Heinrich Heine”, Stuttgart 1981, S.51.

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  29. Zum Begriff vgl. J.P.Sartre, “Littérature engagée”, in: P.Stein (Hrsg.), “Theorie der Politischen Dichtung. Neunzehn Aufsätze”, München 1973, S.114ff. B.v.Wiese, “Das Wesen der politischen Dichtung”, in: P.Stein, a.a.O. (1973), S.95ff.

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  30. Vgl. R.Drux, “Dichter und Titan. Der poetologische Bezug auf den Prometheus-Mythos in der Lyrik von Goethe bis Heine”, in: HJb 1986, S.11ff. Im Prometheusbild wird der Erzieher hervorgehoben, der den Menschen “zur kulturellen Entfaltung und damit erst zu ihrer eigentlich humanen Existenz” verhilft. Ebenso prägt subjektives Schöpfertum das Bild, beides wichtige Momente für Heines Selbstverständnis. Vgl. auch A.W.Schlegels Umformung, der die Entwicklung des Menschen zur Freiheit vor das “Künstlertum des Titanen” stellt (S.17f.) — eine Heine nicht unähnliche Ansicht.

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  31. Vgl. M.Windfuhr, “Heine und der Petrarkismus. Zur Konzeption seiner Liebeslyrik”, in: H.Koopmann (Hrsg.), “Heinrich Heine”, Darmstadt 1975, S.207ff.

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  32. H.Clasen, “Heinrich Heines Romantikkritik. Tradition — Produktion — Rezeption”, Hamburg 1979, S.25. Ciasen fordert dazu auf, Heines “die verschiedensten Bestandteile der Romantik herausarbeitendes Verfahren” zu akzeptieren (S.10) und bewertet seine Kritik an der Romantik als produktive bzw. “rettende Kritik” (S.13), denn er zeige Wege auf, “wie sie aus ihrer reaktionären Vereinnahmung und Umklammerung befreit werden könnte” (S.146). Insgesamt betont Ciasen Heines dichterische Ganzheit und kritisiert das “Defizit, daß der ‘romantische’ Heine bis auf einige Ausnahmen nicht unter ‘politischem’, d.h. unter emanzipatorischem Blickwinkel betrachtet worden ist”. Dabei wehrt er sich besonders dagegen, daß “die Romantik als den Zeitinteressen nur entgegengesetzt” aufgefaßt wird (S.202f). Clasens Ansatz ist wegweisend, doch wirkt seine Rückführung der Heineschen Synthesegedanken von Zeitengagement und Kunst auf die Romantik zeitweise ein wenig zu ideal. Vgl. die Zusammenstellung der Syntheseansätze der Romantik im Abschnitt 3. der Einleitung.

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  33. Deutlich weist Heine den radikalen Demokratiebegriff und eine direkte Volksherrschaft ab. Wenn Heine mit dem Regierungssytem nach Art der konstitutionellen Monarchie sympathisiert, wählt er nicht zuletzt die einfachste Lösung. In Paris erlebt er mit dem Bürgerkönig die erste praktizierte parlamentarische Monarchie. Hinsichtlich der Staatsform ist es zum Teil auch ein bewußtes Offenlassen der Praktikabilität, da die sich verändernden soziokulturellen Bedingungen und der Nationalcharakter zu berücksichtigen sind. Aus der reichen Literaturauswahl sei hier nur erwähnt: V.Hansen, “Johannes der Täufer. Heines bedingter Bonapartismus”, in: “Der späte Heine” (…), 1982, S.69ff.

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  34. W.Woesler, “Heines Tanzbär’. Historisch-literarische Untersuchungen zum ‘Atta Troll’”, Hamburg 1978, S.356.

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  35. K.Griewank, “Der neuzeitliche Revolutionsbegriff (…)”, Ffm. 1973, S.208.

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  36. C.Rauschenberg, “Emanzipation als Synthese. Zur Kritik der radikalen Vernunft in Heinrich Heines Philosophie der Revolution”, Ffrn. 1987, S.87. W.Hinck (a.a.O., 1985, S.33ff.) gibt einen Überblick über “Philosoph und Poeta magus”, den er

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  37. D.Sternberger, “Heinrich Heine und die Abschaffung der Sünde”, Hamburg, Düsseldorf 1972, S.228.

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  38. Der Dichter ist auch insofern kein Utopist, als er von seiner eigenen menschlichen Existenz ausgeht und aus der Subjektivität heraus sich und den Leser in eine Allgemeingültigkeit führt. Vgl. zur Utopiefrage W.Kuttenkeuler, a.a.O. (1972), S.98f; ferner N.Reeves, “Heinrich Heine. Poetry and politics”, Oxford 1974. Er sucht nachzuweisen, daß chiliastische Zukunftserwartung und Geschichtsutopie in Heines Werk antithetisch nebeneinander hergehen, und zeigt auf, daß die ‘utopischen’ Vorstellungen ein Heinescher Topos sind, gibt aber eine unvollständige Zusammenstellung, so fehlt z.B. die Marengo-Vision (S.lOlff). H.Gutjahr (a.a.O., S.139–151) analysiert, inwieweit Heines Zukunftsvisionen realistische ökonomische Vorstellungen zugrunde liegen. Vgl. U.Hofstaetter, a.a.O., S.259f; sie macht auf Heines Anknüpfung an die “urprüngliche Funktion der Idylle” aufmerksam (in Anm.). Vgl. weiter D.Sternberger, a.a.O., S.44,301; zur Unterscheidung von Utopie und Geschichtsphilosophie, S.46f.,232. Sternberger wirft Heine vor, daß seine utopischen Bilder “tief apolitisch” seien, da sie des Wirklichkeitsbezugs entbehren (S.232). Wieder sieht man sich mit der Kritik konfrontiert, daß der Dichter nicht über die praktische Umsetzung seiner Ideen nachgedacht habe. Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß eine positive Gegenbildlichkeit durchaus in Wechselwirkung mit der Wirklichkeit stehen kann. Vgl. auch in Auseinandersetzung mit D.Sternberger R.C.Holub, “Heine and utopia”, in: HJb 1988, S.86ff.

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  39. A.W.Schlegel,“Sämmtliche Werke”, hrsg. v. E.Böcking, Hildesheim, New York 1971, Bd.5, S.17.

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  40. H.Koopmann, “Das Junge Deutschland. Analyse seines Selbstverständnisses”, Stuttgart 1970, S.80.

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  41. M.Frank, “Das Problem ‘Zeit’ in der deutschen Romantik. Zeitbewußtsein und Bewußtsein von Zeitlichkeit in der frühromantischen Philosophie und in Tiecks Dichtung”, München 1972, S.80.

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  42. H.Freyer, “Das historische Sehen”, in: “Herodot”, hrsg. v. W.Marg, Darmstadt 1962, S.158.

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  43. Vgl. dazu I.Kant, “Der Streit der Fakultäten”, in: “Werke in zehn Bänden”, hrsg. v. W.Weischedel, Bd.9, Darmstadt 1968, S.351.

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  44. A.Betz, “Ästhetik und Politik. Heinrich Heines Prosa”, München 1971, S.17.

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  45. F.Mende, “Bekenntnis 1837. Heinrich Heines ‘Einleitung zum Don Quixote’”, in: HJb 1967, S.59.

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  46. Auch mag Heine hier von der französischen Romantikbewegung nicht unbeeinflußt gewesen sein. So forderte V.Hugo in seinem “Préface de Cromwell” (1827) — ein Jahr nach “Ideen. Das Buch Le Grand”! -, daß das Theater die Wirklichkeit des Lebens zum Thema machen sollte. Leben bedeute Gegensätzlichkeiten, daher sollen nicht nur ‘edle’ Leidenschaften, sondern die Gesamtheit, alle Kontraste der Wirklichkeit dargestellt werden: “Car la poésie vraie, la poésie complète, est dans l’harmonie des contrastes” (V.Hugo, “Cromwell”, Paris 1968, S.79). Hugo fordert weiter die Vermischung von Komischem und Tragischem, um der Realität nahezukommen. Zu “le sublime et le grotesque” vgl. S.72ff. Es entspricht ebenfalls dem Gedanken des ‘Weltganzen’. Shakespeare betrachtete er wie Heine als Ausgangspunkt für die moderne Literatur. Vgl. aber Anm.126. Vgl. allgemein zur zwiespältigen Stellungnahme zu Hugo: F.Mende, “Prüfstein und Gegenbild. Heinrich Heines Auseinandersetzung mit Victor Hugo”, in: “Weimarer Beiträge” 27, 1981, S.114ff.

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  47. W.Preisendanz, “Die umgebuchte Schreibart. Heines literarischer Humor im Spannungsfeld von Begriffs-, Form- und Rezeptionsgeschichte”, in: W.Kuttenkeuler, a.a.O. (1977), S.5.

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  48. M. Bachtin, “Literatur und Karneval. Zur Romantheorie und Lachkultur”, München 1969, S.35. Vgl. J.Brummack, “Heines Lachen”, in: “Jahrbuch für Internationale Germanistik” 2, 1988, S.8ff. In Auseinandersetzung mit den Studien von Joachim Ritter und Helmuth Plessner unterstreicht er, daß Heines Leiden und Lachen an den Leser adressiert ist: “(…) das Lachen der Unabhängigkeit will sich zeigen und einen Partner erreichen. (…) Dabei übernimmt er die Rolle des Außenseiters, der, am Rande stehend, auf die Anderen weist, indem er sich selbst zur Schaustellt, als der Narr und Harlekin” (S. 11ff.). Für Brummack gilt dies als Teil des modernen Dichtertums.

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  49. Vgl. S.S.Prawer, “Heine’s Jewish Comedy …”, Oxford 1983, S.571 mit Bezug auf “Jehuda ben Halevy”. ders., “Heine: The tragic satirist. A study of the later poetry 1826–1856”, Cambridge 1961. Vgl. dazu auch einen weiteren Aspekt, nämlich den des jüdischen Witzes, wobei sich die satirische Kritik auch auf die eigene Person bzw. die Glaubensgenossen richten kann. Prawer bezeichnet den jüdischen Witz als Ausdruck der Identitätskrise des Judentums im 19.Jahrhundert. H.Kirchner, “‘Wie schlecht geschützt ist Israel…’. Zur Szene am Frankfurter Ghetto-Tor in Heines ‘Rabbi von Bacherach’”, in: HJb 1972, S.38ff. Er sieht ähnlich Prawer den jüdischen Witz durch “die Situation notwendiger Selbstverteidigung und Bewältigung der sozialen Außenseiterstellung bedingt”. Vgl. die vier aufgezählten Kriterien des jüdischen Witzes, S.51f. Vgl. auch S.Freud, “Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten”, in: “Gesammelte Werke”, hrsg. v. A.Freud u.a., Bd.6, London, Ffm.1940, S.158f.

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  50. Vgl. U.Lehmann, “Popularisierung und Ironie im Werk Heinrich Heines. Die Bedeutung der textimmanenten Kontrastierung für den Rezeptionsprozeß”, Ffm. 1976, S.154f.

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  51. F.Bech, “Literatur und Wissenschaft. Streitobjekt Heine”, in: “Sprache im technischen Zeitalter” 68, 1978, S.293,296.

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  52. W.Preisendanz, “Heine, Saint-Simonismus und Kunstautonomie”, in: “Art social und art industriel. Funktionen der Kunst im Zeitalter des Industrialismus”, München 1987, S. 169.

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  53. E.Hashagen, “Der Beruf des Dichters in den Anschauungen der Biedermeierzeit”, Düsseldorf 1938, S.56ff.,64.

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Bierwirth, S. (1995). Themenstellung und Aufbau. In: Heines Dichterbilder. Heine-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03609-4_1

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