Zusammenfassung
Angesichts der widersprüchlichen Interpretationen einiger Romane von Marie-Jeanne Riccoboni durch moderne Kritiker stellt sich die Frage, welche Botschaft diese Autorin ihren Lesern und Leserinnen übermitteln wollte, eine Botschaft, deren Inhalt offenbar je nach Geschlechtszugehörigkeit des Lesers variierte: dies jedenfalls legt die Untersuchung der Beziehung Erzählerin — narrataires nahe. Problematisch ist heute, daß nur die männlichen Leser, die Literaturkritiker, ihre Sicht der Dinge festhielten, obwohl gerade sie durch die an die Leserinnen gerichtete Botschaft des Textes in Frage gestellt wurden. Vergleichbare Angriffe, die nicht in Romanen, sondern in Zeitschriften jener Zeit formuliert wurden, blieben unbeanstandet. Allerdings war der Zugang zur Presse für die Autorinnen des XVIII. Jahrhunderts nur in seltenen Fällen möglich. Die Schriftstellerinnen, die deshalb den Roman zu ihrer Domäne machten, sahen sich nicht selten zu Kompromissen gezwungen. Diese hatten Mißverständnisse zur Folge, die bis in heutige literaturwissenschaftliche Positionen nachwirken.
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Notes
Henri Coulet, Le Roman jusqu’à la Révolution , Paris 1967, p. 385.
Joseph de la Porte, Histoire littéraire des femmes françaises, tome 5, Paris 1769, p. 13.
James C. Nicholls (éd.), Mme Riccoboni’s Letters to David Hume, David Garrick and Sir Robert Liston: 1764–1783. Studies on Voltaire and the Eighteenth Century, tome 149, 1976, lettre du 15 ou 16 décembre 1771.
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van Dijk, S. (1995). A qui s’adressent-elles? Narrataires et publics réels des romans de Marie-Jeanne Riccoboni et d’Isabelle de Charrière. In: Kroll, R., Zimmermann, M., Kopyczinski, M. (eds) Feministische Literaturwissenschaft in der Romanistik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03603-2_9
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