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Vision und Trauma — Das habsburgische Spanien

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Zusammenfassung

Die Gesellschaft, der Goya die ebenso realistischen wie satirischen Zerrspiegel seiner Caprichos, Desastres und Disparates entgegenhält, ist die des bourbonischen Absolutismus. Als Hofmaler, der die gekrönten und geadelten Häupter des ancien régime persönlich gekannt und gemalt hat; als Freund der herausragenden Intellektuellen und höfischen Reformbeamten des Zeitalters wie Jovellanos, Meléndez Valdés und Moratín, Tomás und Bernardo Marte — dieser Politiker und hommes de lettres in einer Person, die in Anspielung auf die ilustración, das Licht der Vernunft3, ilustrados genannt werden — steht Goya dem großen Gesellschaftsprojekt der Aufklärung mit einer gewissen Sympathie gegenüber. Als Künstler, der sich neben Velazquez und Rembrandt vor allem der Natur verpflichtet fühlt,4 einer nicht romantisch überhöhten und idealisierend aufgeladenen Natur, sondern (in Antizipation der großen realistischen Maler des 19. Jahrhunderts von Courbet über Manet bis zu Degas) der unbeschönigten Widersprüchlichkeit des Wirklichen, ist Goya gewohnt, jene Nuancen wahrzunehmen, welche die vom Pathos des Fortschritts und der Menschheitsbeglückung geblendeten Reformer nicht sehen können. Der unbestechliche Blick des Malers, durch seine Taubheit geschärft für die Sprache des Körpers,5 konfrontiert die Projekte und Projektionen mit dem Schmutz und der Gemeinheit der Wirklichkeit. Goya zeigt die Schattenseite der Vernunft im Zeitalter des Lichts und der Lichter.6

»Die Vergangenheit bestimmt die Gegenwart, weil die Menschheit noch immer ihre eigene Geschichte nicht bemeistert hat.«

Herbert Marcuse2

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© 1995 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Dittberner, S. (1995). Vision und Trauma — Das habsburgische Spanien. In: Traum und Trauma vom Schlaf der Vernunft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03597-4_2

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01303-3

  • Online ISBN: 978-3-476-03597-4

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