Zusammenfassung
Unter allen Künsten übt die Musik die tiefste und nachhaltigste Wirkung auf Körper und Seele aus. Ob aktiv gestaltet oder passiv erlebt — Musik ist mächtig. Ob unmittelbar aufgeführt oder medial konserviert — Musik erfüllt ein vitales Grundbedürfnis im Seelenhaushalt des Menschen wie im kulturellen Leben der Völker. Sie ist eine Urkunst mit Urkräften, die zeitlos wirksam zu sein scheinen. Seit ihren Anfängen vor über 15000 Jahren bis zur Gegenwart hat sie nichts von dem Vermögen eingebüßt, die menschliche Seele in ihren Bann zu ziehen. Von archaischer Verwurzelung in primitiven Formen der weißen oder schwarzen Magie bis zu zeitgenössischer Ausgestaltung in komplexen Formen ›reiner‹ Komposition hat sie nichts von jener Faszination verloren, die ihr ureigenstes Mysterium ausmacht. Daß Musik ›verzaubert‹, ist ein Gemeinplatz, den kaum ein Musikfreund anzweifeln würde. Götter haben sie zur Erschaffung der Welt benutzt, Schamanen zur Beschwörung von Geistern, Medizinmänner zur Heilung von Krankheiten, mythische Helden zur Bezwingung von Feinden, Philosophen zur Erklärung kosmischer Harmonie, Verliebte zur Deklaration ihrer Liebe und natürlich unzählige Musikanten zur Erquickung des Gemüts und zum Vertreib der Zeit.1
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Anmerkungen Kap. 2
Vgl. Dane Rudhyar, Die Magie der Töne: Musik als Spiegel des Bewußtseins (Kassel: Bärenreiter, 21989).
Gerhart Harrer, Grundlagen der Musiktherapie und Musikpsychologie (Stuttgart: G.Fischer, 1976), 12.
Vgl. Wolf Müller-Limmroth, »Neurophysiologische und psychomentale Wirkungen der Musik«, Musik und Medizin 2 (1975), 9–18; desgleichen John Davies, »The Musical Mind«, New Scientist (January 19, 1991), 38–41.
Vgl. Theodor W. Adorno, Dissonanzen: Musik in der verwalteten Welt (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1956).
Weitere Beispiele bei Rüdiger Liedtke, Die Vertreibung der Stille: Wie uns das Leben unter der akustischen Glocke um unsere Sinne bringt (München: Schönberger, 1985), 67ff.; siehe auch Fritz Stege, Musik, Magie, Mystik (St. Goar: O. Reichl, 1961), 171ff.
Juliette Alvin, Musiktherapie: Ihre Geschichte und ihre moderne Anwendung in der Heilbehandlung (München: dtv, 1984), 6.
Gerhart Harrer, »Das ›Musikerlebnis‹ im Griff des naturwissenschaftlichen Experiments«, in Grundlagen der Musiktherapie, 10.
Zitiert nach Rüdiger Liedtke, Die Vertreibung der Stille: Wie uns das Leben unter der akustischen Glocke um unsere Sinne bringt (München: Schönberger, 1985), 208, 209.
Siehe Peter J. Korn, Musikalische Umweltverschmutzung : Polemische Variationen über ein unerquickliches Thema (Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1981); desgl. Hermann Raue, »Aspekte einer Umweltverschmutzung durch Musik«, Musik und Bildung 9.1 (Januar 1977), 12–16.
Desmond Mark, »Die Stellung des jungen Menschen in der Schallumwelt von heute«, Musik und Bildung 9.1 (Januar 1977), 6.
Kurt Blaukopf, »Akustische Umwelt und Musik des Alltags«, in Musik im Alltag: Zehn Kongreßbeiträge, hg. Reinhold Brinkmann (Mainz: Schott, 1980), 12.
R. Liedkte, Die Vertreibung der Stille, 11–12.
Helga de la Motte-Haber und Günther Rötter, Musikhören beim Autofahren: Acht Forschungsberichte (Frankfurt/M.: Lang, 1990).
Angaben nach Heine Chüden und Peter Strauss, »Der Einfluß des Schallumfeldaufbaues in Diskotheken auf das Ausmaß der Lärmbeschädigung des Innenohrs«, Zeitschrift für Laryngologie, Rhinologie, Otologie 52 (1973), 134.
D. Mark, »Die Stellung…«, 7.
Heine Chüden und Peter Strauss, »Die Beeinflussung des Gehörs durch Lärm in Diskotheken«, Archiv für klinische und experimentelle Ohren-, Nasen-und Kehlkopfheilkunde 202 (1972), 515.
Zitiert nach R. Liedtke, Die Vertreibung der Stille, 218–19.
M. Haider und E. Groll-Knapp, »Psychophysiologische Untersuchungen über die Belastung des Musikers in einem Symphonieorchester«, in Stress und Kunst: Gesundheitliche, psychische, soziologische und rechtliche Belastungsfaktoren im Beruf des Musikers eines Symphonieorchesters, hg. Maximilian Piperek (Wien: Braumüller, 1971), 15–37.
Marie-Luise Fuhrmeister und Eckart Wiesenhütter, Metamusik: Psychosomatik der Ausübung zeitgenössischer Musik (München: J.F.Lehmann, 1973).
Günter Grass, Die Blechtrommel (Frankfurt/M.: S. Fischer, 1962), 97.
Siehe Heiner Gembris, Musikhören und Entspannung: Theoretische und experimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen situativen Bedingungen und Effekten des Musikhörens (Hamburg: K. D. Wagner, 1985), 180ff.
Reinhard Fehling, Manipulation durch Musik: Das Beispiel »Funktionelle Musik« (München: Raith, 1976), 12–13.
Zitiert nach R. Fehling, Manipulation durch Musik, 35. Zum Synchronisationseffekt siehe auch Christi Frank, »Die Auswirkung rhythmischer Elemente auf vegetative Funktionen«, in Grundlagen der Musiktherapie und Musikpsychologie, hg. Gerhart Harrer (Stuttgart: G. Fischer, 1976), 79–90.
Siehe Günter Last, Musik in der Fertigung. Untersuchungen zur Problematik der Musik am Arbeitsplatz in Industriebetrieben (Berlin: Beuth, 1966).
Zitiert nach Rüdiger Liedtke, Die Vertreibung der Stille: Wie uns das Leben unter der akustischen Glocke um unsere Sinne bringt (München: Schönber-ger, 1985), 227.
Hans-Günther Bastian, Musik im Fernsehen: Funktion und Wirkung bei Kindern und Jugendlichen (Wilhelmshaven: F. Noetzel, 1986), 159. Die folgenden Zitate auf S. 112ff., 118–19.
Dieter Zimmerschied, »Musik als Manipulationsfaktor: Bericht über ein Unterrichtsmodell«, Musik und Bildung 4.2 (1972), 80–84.
Zitiert nach Horst Albrecht, Die Religion der Massenmedien (Stuttgart: Kohlhammer, 1993), 10.
Rolf Tischer, »Religiöse Symbolik in der Popmusik«, Materialdienst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen 47 (1984), 142.
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Tibor Kneif, Sachlexikon Rockmusik: Instrumente, Stile, Techniken, Industrie und Geschichte (Reinbek: Rowohlt, 1978), 298.
Zitiert nach Ulrich Bäumer, Wir wollen nur deine Seele. Rockszene und Okkultismus: Daten — Fakten — Hintergründe (Wuppertal: Verlag der Ev. Gesellsch. für Deutschi., 1990), 12.
Anon., »Sie fetzen wie vom Teufel besessen: Black Sabbath«, Bravo Nr. 41 (6. Oktober 1983), 77.
Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos, Rock-Lexikon, Bd. 2, Überarb. u. erw. Neuausg. (Reinbek: Rowohlt, 1990), 584.
Peter Struck, Erziehung gegen Gewalt: Ein Buch gegen die Spirale von Aggression und Haß (Neuwied: Luchterhand, 1994), 125.
Tony Sanchez, Die Rolling Stones: Ihr Leben, ihre Musik, ihre Affären (München: Moewig, 1980), 196f. Siehe auch ders., Sympathy for the Devils: Leben mit den Rolling Stones (Köln: vgs Verlagsgesellschaft, 1993).
Fernando Salazar Bañol, Die okkulte Seite des Rock (München: Hirthammer, 1987), 28.
Siehe Heinz Buddemeier und Jürgen Strube, Die unhörbare Suggestion: Forschungsergebnisse zur Beeinflussung des Menschen durch Rockmusik und subliminale Kassetten (Stuttgart: Urachhaus, 1990); ebenso Helmut Rösing,
»Heavy Metal, Hardrock, Punk — Geheime Botschaften an das Unbewußte?«, in Musik als Droge? Zur Theorie und Praxis bewußtseinsverändernder Wirkungen von Musik, hg. H. Rösing (Mainz: Villa Musica, 1991), 73–88.
Siehe Michael Buschmann, Rock im Rückwärtsgang: Manipulation durch »Backward Masking« (Asslar: Schulte & Gerth, 1990).
Zitiert nach Denis Vaughan, Schlag auf Schlag: Die Sucht nach dem harten Rhythmus oder Rock-Musik und Spiritualität (Frankfurt/M.: Zweitausendeins, 1992), 122–23.
Zu diesem und weiteren Klagefällen gegen die US-Medien siehe Juliet Lush-bough Dee, »Media Accountability for Real-Life Violence: A Case of Negligence or Free Speech?«, Journal of Communication 31.2 (Spring 1987), 106–38.
Roland Hafen, Hedonismus und Rockmusik: Eine empirische Studie zum Live-Erlebnis Jugendlicher (Diss. Paderborn, 1992).
Zitiert nach Gerhart Harrer, Hg., Grundlagen der Musiktherapie und Musikpsychologie (Stuttgart: G. Fischer, 1976), 14; siehe auch Brigitta Mazanec, »Vom Veitstanz bis zum Discofieber«, Die neue Ärztliche (9. April 1990), 9.
Vgl. Hans-Georg Jaedicke, »Ritualisierte jugendliche Aggression: Ärztliche Rückschau auf das Beatle-Phänomen«, Deutsches Ärzteblatt Nr. 50 (16. Dezember 1967), 2739–12.
Siehe Kurt Heinrich, Hg., Psychopathologie der Regression (Düsseldorf: Schattauer, 1984).
Siehe Hartmut Heuermann, Medien und Mythen: Die Bedeutung regressiver Tendenzen in der westlichen Medienkultur (München: Fink, 1994), 272ff.
Vgl. Lore Auerbach, »Musik als Massendroge unserer Zeit: Musikbedingte Probleme der Identitätsfindung und der Identitätsbewahrung«, Intervalle 4 (Oktober/Dezember 1982), 41–49; ebenso Helmut Rösing, Hg., Musik als Droge? Zur Theorie und Praxis bewußtseinsverändernder Wirkungen von Musik (Mainz: Villa Musica, 1991).
Felix Zimmermann, »Die Pop-Musik und ihre Hintergründe«, Erziehungskunst 52.10 (1988), 669.
Szenejargon: Acid, big D, blue acid, blue cheer, Cube, deep purple, Fahrkarte, hawk, Mike, Mikros, paper, Säure, yellow sunshine, white light(e)ning, blue caps, pink wedge.
Stanislav Grof, Topographie des Unbewußten: LSD im Dienst der tiefenpsychologischen Forschung (Stuttgart: Klett-Cotta, 1993), 52.
Aldous Huxley, Die Pforten der Wahrnehmung — Himmel und Hölle: Erfahrungen mit Drogen (München: Piper, 1970). Zitate auf S. 40, 42, 45, 102.
Siehe Harry Shapiro, Drugs & Rock’n ‘Roll: Rauschgift und Popmusik (Wien: Hannibal, 1989); ebenso Alenka Barber-Kersovan, »Turn on, tune in, drop out: Rockmusik zwischen Drogen und Kreativität«, in Musik als Droge? Hg. H. Rösing, 89–103.
Vgl. Heiner Gembris, Musikhören und Entspannung: Theoretische und experimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen situativen Bedingungen und Effekten des Musikhörens (Hamburg: K. D. Wagner, 1985).
Paul King, »Heavy Metal Music and Drug Abuse in Adolescents«, Postgraduate Medicine 83.5 (April 1988), 295–304.
Simon Frith, Jugendkultur und Rockmusik: Soziologie der englischen Musikszene (Reinbek: Rowohlt, 1981), 285.
Siehe Jugendwerk der Deutschen Shell, Hg., Jugend ‘92: Lebenslagen, Orientierungen und Entwicklungsperspektiven im vereinigten Deutschland (Op-laden: Leske & Budrich, 1992).
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Heuermann, H., Kuzina, M. (1995). Musik. In: Gefährliche Musen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03594-3_2
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