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»Präzisionsästhetik«?

Erik Regers »Union der festen Hand« — Publizistik als Roman

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Book cover Neue Sachlichkeit im Roman

Zusammenfassung

Erik Regers Union der festen Hand scheint inzwischen endgültig einen festen Platz in der deutschen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts gefunden zu haben — ob nun »als ein großer, bis heute aktueller Klassiker der Industrieliteratur«1, als »ganz ohne Frage bemerkenswertester ›Unternehmerroman‹ der deutschen Literatur«2 oder als »Standardwerk der Neuen Sachlichkeit«3. Das war nicht immer so gewiß. Noch 1976 mußte Karl Prümm im Nachwort zu der von ihm besorgten Neuausgabe feststellen: »Union der festen Hand ist heute lediglich ein Geheimtip unter Insidern und Eingeweihten, kaum ein Germanistikstudent weiß etwas über Erik Reger.«4 Prümms Ausgabe, vor allem aber sein umfassendes Nachwort, haben nicht wenig zur Aufnahme des Romans in den literarischen Kanon beigetragen. Obwohl 1979 eine — allerdings eher kammerspielartige — Fernsehverfilmung und eine erste Taschenbuchausgabe folgten5, war dem Roman kein großer Erfolg beim Lesepublikum beschieden. Das hat sich auch durch die neuerliche Auflage in der Taschenbuchreihe ›Rowohlt Jahrhundert‹ nicht geändert.6

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Anmerkungen

  1. Hermann Kurzke: Erik Reger. Union der festen Hand. In: Erik Reger: Union der festen Hand. Roman einer Entwicklung. Stuttgart, München 1990, Beilage, S. 7. Die Ausgabe folgt, wie alle anderen Neuausgaben bisher, der revidierten Fassung im Aufbau-Verlag, Berlin 1946.

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  2. Hans-Werner Niemann: Das Bild des industriellen Unternehmers in deutschen Romanen der Jahre 1890 bis 1945. Berlin 1982, S. 183.

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  3. Francoise Muller: Neue Sachlichkeit und Arbeitswelt. In: Germanica 9 (1991), S. 55–70, hier S. 69.

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  4. Karl Prümm: Nachwort. In: Erik Reger: Union der festen Hand. Roman einer Entwicklung. Kronberg/Ts. 1976, S. 649–707, hier S. 649f.

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  5. Verfilmung als Zweiteiler. Regie: Claus-Peter Witt. Buch: Klaus Hubalek. Erstsendung 30. April u. 1. Mai 1979 im ZDF. — Taschenbuchversion der von Karl Prümm besorgten Ausgabe im Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1979.

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  6. Erik Reger: Union der festen Hand. Roman einer Entwicklung. Reinbek bei Hamburg 1992;

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  7. Jost Hermand: Erik Regers ›Union der festen Hand‹ (1931). Roman oder Reportage? In: Monatshefte für den deutschen Unterricht 57/3 (1965), S. 113–133, hier S. 113.

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  8. Vgl. dazu ausführlicher Erhard Schütz: »… der Wille zur Empfänglichkeit…« Erik Reger. Leben und Werk. In: Erik Reger: Kleine Schriften. Hrsg. v. Erhard Schütz. 2 Bde., Berlin 1993, Bd. 2, S. 317–349, hier bes. 333–337. Wenn nicht anders vermerkt, werden die publizistischen Arbeiten Regers im folgenden nach dieser Ausgabe zitiert und direkt im Text mit der Sigle KS, Band- und Seitenzahl nachgewiesen.

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  9. Vgl. Wolfgang Harich: Union der festen Hand. Einsicht und Konsequenz. In: Aufbau 2/8 (1946), S. 808–825.

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  10. Vgl. auch Paul Rilla: Deutschland 1918–1928. Ein Roman — und seine Konsequenz. In: Berliner Zeitung, Nr. 145, 25. Juni 1946,

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  11. Erich Winguth: Erik Reger — oder die Grenzen bürgerlicher Gesellschaftskritik. In: Einheit 1/7 (1946), (Dezember), S. 402–407.

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  12. Vgl. Günter Matthes: Das Risiko des Irrtums nie gescheut. In: Der Tagesspiegel, Nr. 14670, 8. Sept. 1993, S. 2;

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  13. Horst Löwe: Zum 100. Geburtstag von Erik Reger. In: Der Tagesspiegel, Nr. 14688, 26. Sept. 1993, S. 2, der sich erinnert, »daß mehrere Generationen kritischer Sozialdemokraten sehr stark von ›Der Union der festen Hand‹ […] zum Nachdenken angeregt wurden«.

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  14. Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus [1953]. Frankfurt/Main 1972, S. 156.

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  15. Hermann Kurzke: Vom epischen Charme der Industrie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 82, 7. April 1987, S. 27.

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  16. Hermann Broch: Das Weltbild des Romans [1933]. In: Hermann Broch: Dichten und Erkennen. Essays. Hrsg. v. Hannah Arendt. Zürich 1955, S. 211–238, hier S. 233.

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  17. Vgl. Helmut Lethen: Der Jargon der neuen Sachlichkeit. In: Germanica 9 (1991), S. 11–35, hier S. 29f.

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  18. Vgl. Jean Paul Bier: Hermann Broch und der Begriff der Neuen Sachlichkeit. In: Modern Austrian Literature 13/4 (1980), S. 145–157, hier S. 155.

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  19. Erik Reger: Das wachsame Hähnchen. Polemischer Roman. Berlin 1932, S. 7. Eine, so das Vorwort zum Neudruck, um »Zeitgebundenes« gekürzte Neuausgabe erschien im Rowohlt-Verlag, Stuttgart, Hamburg, Baden-Baden 1950. Dieser Ausgabe folgt die mit einem Nachwort von Frank Trommler versehene in der Edition Nautilus, Hamburg 1984.

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  20. Zeugnis vom 30. Sept. 1927, ausgestellt von Direktor Dr. Janssen (AdK): »Herr Hermann Dannenberger, geboren am 8. September 1893, trat am 26. April 1920 in unser statistisches Büro ein, das im wesentlichen der systematischen Beobachtung und Auswertung der wirtschaftlichen und sozialpolitischen Vorgänge für unsere Zwecke dient. Er war als Referent tätig und in der Hauptsache mit der Berichterstattung über sozialpolitische Fragen beauftragt. Im Oktober 1925 wurde Herrn Dannenberger auch die Herausgabe unseres Werksnachrichtenblattes ›Kruppsche Mitteilungen‹ übertragen. In dieser Tätigkeit und bei der Abfassung von Berichten und sonstigen literarischen Arbeiten, wie sie gelegentlich Sonderaufgaben mit sich brachten, bewies Herr Dannenberger ein großes Geschick und Verständnis. Den an ihn gestellten Forderungen und Aufgaben hat er sich jederzeit in vollem Umfange gewachsen gezeigt, sodaß wir mit ihm stets sehr zufrieden waren. Sein persönliches Verhalten war immer tadellos. Herr Dannenberger verläßt uns heute auf seinen Wunsch.«

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  21. Vgl. Erik Reger: Pseudonyme über sich selbst. In: Berliner Tageblatt, Nr. 438, 16. Sept. 1934.

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  22. Vgl. Erhard Schütz: Projekt einer organischen Moderne? Die Zeitschrift ›Der Hellweg‹ (1921–1927) und ihr Verleger Dr. Theodor Reismann-Grone. In: Dieter Breuer (Hrsg.): Moderne im Rheinland. Pullach-Brauweiler 1994, S. 120–136.

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  23. Vgl. dazu Karl Prümm: Expeditionen ins Landesinnere. Das Ruhrgebiet in den Reportagen der 20er Jahre. In: Publizistik 27/3 (1982), S. 361–376;

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  24. Erhard Schütz (Hrsg.): Die Ruhrprovinz — das Land der Städte. Köln 1987;

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  25. ders.: Das Revier der Reporter. In: Ute Eskildsen, Ulrich Borsdorf (Hrsg.): Endlich so wie überall? Bilder und Texte aus dem Ruhrgebiet. Essen 1987, S. 92–95.

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  26. Vgl. Jochen Meyer: Berlin — Provinz. Literarische Kontroversen um 1930. Marbach 1985, S. 87ff.;

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  27. Ludger Claßen, Erhard Schütz: Nachwort. In: Erhard Schütz, Jochen Vogt (Hrsg.): Der Scheinwerfer. Ein Forum der Neuen Sachlichkeit 1927–1933. Essen 1986, S. 361ff.;

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  28. Astrid Bold: Der Scheinwerfer. Blätter der Städtischen Bühnen Essen. In: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Nr. 103, 1989–90, S. 119–149;

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  29. Gertrude Cepl-Kaufmann: Hannes Küpper — Der Zeittyp. In: »Stets wird die Wahrheit hadern mit dem Schönen«. Festschrift für Manfred Windfuhr zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Gertrude Cepl-Kaufmann, Winfried Hartkopf, Ariane Neuhaus-Koch, Hildegard Stauch. Köln, Wien 1990, S. 395–419;

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  30. Petra Lohse: Neue Sachlichkeit in der Essener Zeitschrift ›Der Scheinwerfer‹ (1927–1933). Siegen 1992.

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  31. Ihr scharf polemischer Tenor hält Inserenten ab bzw. läßt die Schwerindustrie Aufträge stornieren, worauf Reger wiederum mit Enthüllungsdrohungen reagiert. Dazu findet sich im Nachlaß ein Konvolut aus Artikeln und Briefen, aus dem hervorgeht, daß Reger aufgrund der Querelen mit dem Stahlfabrikanten Wolff bei der Frankfurter Zeitung in Ungnade fiel (AdK). — Zur kulturpolitischen Kontur der Zeitschrift vgl. Matthias Uecker: Zwischen Industrieprovinz und Großstadthoffnung. Kulturpolitik im Ruhrgebiet der zwanziger Jahre. Wiesbaden 1994, S. 244–251. Gelegentlich, z.B. bei Kurzke (Vom epischem Charme der Industrie) oder Lohse (Neue Sachlichkeit in der Essener Zeitschrift ›Der Scheinwerfer‹), wird als Name der Zeitung Westdeutscher Beobachter angegeben. Hierbei handelt es sich um eine Verwechslung mit einer Zeitung der NSDAP!

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  32. Vgl. dazu — wenngleich beide etwas forciert ›ideologiekritisch‹ — Helmut Lethen: Neue Sachlichkeit 1924–1932. Studien zur Literatur des ›Weißen Sozialismus‹. Stuttgart 1970, S. 80f.;

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  33. Erhard Schütz: Kritik der literarischen Reportage. Reportagen und Reiseberichte aus der Weimarer Republik über die USA und die Sowjetunion, München 1977, S. 83ff.

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  34. Vgl. dazu ausführlicher Erhard Schütz: Die ordentlich geheilte Welt. Bergbau- und Industrieromane zum Ruhrgebiet. In: Literatur in Westfalen. Beiträge zur Forschung. Bd. 2. Hrsg. v. Walter Gödden u. Winfried Woesler. Paderborn 1994, S. 9–30.

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  35. Erik Reger: Die publizistische Funktion der Dichtung. In: Generalanzeiger (Dortmund), 31. März 1931.

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  36. Ernst Fischer: Sieg der Phrase über das Leben. In: Arbeiter Zeitung (Wien), 15. August 1931.

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  37. Vgl. etwa Paul Fechters Vorwurf gegen Regers Figurengestaltung: »Die einen sind Karikaturen, die anderen Papier.« Paul Fechter: Der Literat zwischen den Hochöfen. In: Deutsche Allgemeine Zeitung, 19. August 1931 (Literarische Beilage).

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  38. — Zu Das wachsame Hähnchen bemerkte Siegfried Kracauer, viele Charaktere wirkten als »mühsam durchgeführte Projekte von Menschen, denen häufig das Etwas fehlt, von dem das Menschsein abhängt.« Siegfried Kracauer: Vivisektion der Zeit. In: Frankfurter Zeitung, 6. Nov. 1932.

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  39. Carl Zuckmayer; zit. nach Helmut Sembdner (Hrsg.): Der Kleist-Preis 1912–1932. Eine Dokumentation. Berlin 1968, S. 122.

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  40. Alfons Goldschmidt: Union der festen Hand. In: Die Weltbühne 27/26 (1931), S. 20–23, hier S. 21.

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  41. Adolf Raskin: Die Union der festen Hand. In: Der Scheinwerfer 5/4–5 (1931–32), S. 6.

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  42. Vgl. etwa aus wirtschaftsnahen Organen Wilhelm Westecker: Literarische Ausbeutung. In: Berliner Börsenzeitung, 17. April 1931,

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  43. oder Ferdinand Junghans: Auf literarischem Vorposten. In: Neue Preußische Zeitung, 30. August 1931;

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  44. für den Nationalsozialismus Hanns Johst: Neue Romane. In: Velhagen u. Klasings Monatshefte, September 1931, S. 89–91;

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  45. aus kommunistischer Sicht Walter Nadolny: Klassenkampf im Generalanzeiger. In: Die Linkskurve 4/1 (1932), S. 28.

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  46. Vgl. Ernst Fischer: Sieg der Phrase über das Leben. In: Arbeiter Zeitung (Wien), 15. August 1931;

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  47. Georg Schwarz: Bericht über ein Buch. In: Vorwärts, 28. Mai 1931, Beilage ›Der Abend‹;

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  48. Erik Reger: Wirtschafts-Anarchisten. In: General-Anzeiger (Dortmund), 28. August 1931.

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  49. Vgl. Siegfried Kracauer: Über den Schriftsteller. In: Die Neue Rundschau 42/6 (1931), S. 860–862.

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  50. Hier ist — gerade wegen der anti-radikalistischen Ausrichtung — insbesondere Helmuth Plessner zu nennen. Vgl. dazu ausführlich Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Frankfurt/Main 1994.

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Schütz, E., Uecker, M. (1995). »Präzisionsästhetik«?. In: Becker, S., Weiß, C. (eds) Neue Sachlichkeit im Roman. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03575-2_5

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