Zusammenfassung
Invalidität kann Sieger und Besiegte treffen. Sie ist ein interkulturelles Phänomen und ein intertextuelles, hat reale und literarische Kontinuität.2 Die Realkontinuität ist evident. Es ist demnach Aufgabe der Literaturwissenschaft zu zeigen, daß daneben oder gar dagegen eine autonome literarische Tradition besteht. Ein klares Indiz dafür ist es, wenn noch 1791 eine modernisierte Grimmelshausen-Fassung erscheint Lächerliche und unterhaltliche Lebensgeschichte des im vorigen Jahrhunderte allgemein bekannten tapfern Soldaten Kilian Springinsfeld, getreuen Kriegskammeraden des Simplizius, zuletzt aber verarmten Landstürtzers…3 Wie Übersetzungen sind auch Modernisierungen, Adaptionen und einfach Neudrucke Kontinuitätsträger, wenn die Tradition einmal in Gang gekommen ist. Die thematisch-motivliche Kontinuität wird vom 16. zum 19. Jahrhundert ohnehin unabweisbar. Als eine Zielscheibe der Bettlersatire zieht der Invalide über den Pikaro-Roman ein in die langen und kürzeren Erzählformen der Moderne, als lustige Figur über das volkstümliche Theater in die Theatergenres Lustspiel und Oper, als emblemhaftes Sprecher-Ich über das Rollengedicht in die politische Lyrik, alles mit zahlreichen Berührungen und reziproken Einflüssen. Das Wie der Weitergabe ist oft schwer genug zu klären, je größer das Thema, desto diffiziler. Außerdem bedeutet Kontinuität “so gut wie nie einfach Konstanz, d.h. etwas statisch Unveränderliches.”4
γλυκύ δέ πόλεμος άπείροισιν1
(Pindar)
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Notizen
Matthias Claudius: Werke. Asmus omnia sua secum portans oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten. Stuttgart 71966, S. 140–145.
Darmstadt, 1.1.1777. In: Matthias Claudius: Botengänge. Briefe an Freunde. Hg. v. Hans Jessen. Berlin 21965, S. 226.
Ludwig Christoph Heinrich Hölty: Sämtliche Werke krit. u. chronolog. hg. v. Wilhelm Michael. 2. Bd. Weimar 1918, S. 112.
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Hölter, A. (1995). Innerliterarischer Dialog: Claudius. In: Die Invaliden. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03572-1_25
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