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„Stadttheater und Publikum“

Die Bedeutung der Besucherorganisationen in Bochum

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Zusammenfassung

Wenn auch das Bochumer Theater 1919 fast gleichzeitig mit dem neuen Staat gegtündet wurde, ist es doch schon von seiner Konzeption her stark wilhelminischen Traditionen verhaftet und von daher zuerst einmal Angelegenheit dezidiert bildungsbürgerlicher Kreise; das Stammpublikum setzt sich vornehmlich aus Geschäftsleuten, Ärzten, Juristen, Lehrern etc. zusammen, während breite Bevölkerungsschichten unangesprochen bleiben.1 Als 1921 ein Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen ist, rücken erstmals die Bedürfnisse weiterer Publikumsschichten in den Blick. Immer mehr Stimmen werden gegen Saladin Schmitts Spielplangestaltung laut, unter anderem seitens der ersten sich gerade in Bochum formierenden Besucherorganisation, dem christlich-konservativen Bühnenvolksbund.2 Seine bewußt auf Klassiker hin orientierte künstlerische Zielselzung wird kritisiert, man fordert zugkräffige Unterhaltungsstücke.3 In diesem Zusammenhang beginnt der erste größere öffentlich ausgetragene Konflikt um die Spielplanpolitik Schmitts, der gleichzeitig auch zur Profilierung kulturpolitischer Einflußmöglichkeiten führt. Als der neu gegründete Bühnenvolksbund im Sommer 1921 gegen die Aufführung des Schauspiels Ingeborg von Curt Goetz mit der Begründung Einspruch erhebt, das Stück sei eine „Verhöhnung des positiv-sittlichen Empfindens“ und „künstlerisch wertlos“4, erheben sich Gegenstimmen, die sich zu einer zweiten Besucherorganisation formieren.

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Notizen

  1. Zur Bevölkeningsstruktur Bochums in den zwanziger Jahren: 65% der Bochumer Bevölkerung sind Arbeiter im Bergbau und in der Stahlindustrie, ca. 30% arbeiten im tertiären Sektor (Handel, Vedcehr, öffentlicher Dienst etc.). Eine alteingesessene, gmßbüigediche Fühningsschicht existiert im Gmnde nicht. Zu den Zahlen vgl. Johannes Volker Wagner, Hakenkreuz über Bochum. Machtergreifung und nationalsozialistischer Alltag in einer Revierstadt, Bochum 1983, S. 57f.

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  2. Die Gründung erfolgt im Januar 1921. Zur Geschichte des BVB und seiner Bedeutung im Theaterleben der Weimarer Republik vgl. u.a. Konrad Dussel, Ein neues, eine heroisches Theater? Nationalsozialistische Theaterpolitik und ihre Auswirkungen auf die Provinz, Bonn 1988 (- Literatur und Wirklichkeit, Bd. 26), besonders S. 28ff.

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  3. Vgl. Hermann Dieter Schrage, Saladin Schmitt am Stadttheater Bochum 1919–1949, Diss. (masch.), Wien 1967, S. 355–374.

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  4. Damit spielt sich in Bochum gleichsam im Kleinen ab, was auch generell als Motivation für die Verbandsgründung der Deutschen Volksbühnenvereine vennutet werden kann: „daß der Verbandsgründung auch der Gedanke einer Abwehnnaßnahme gegen solche,christlich-nationalen‘ Strömungen in der Organisation von Theaterbesuchem zugmndegelegen habe.“; Peter Lilje, Der Verband der Deutschen Volksbühnenvereine, in: Dietmar Klenke, Peter Lilje und Franz Walter, Arbeitetsänger und Volksbühnen in der Weimarer Republik, Bonn 1992 (- Politik und Gesellschaftsgeschichte, Bd. 27), S. 249.

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  5. Für eine gewisse Nähe Schmitts zum Bühnenvolksbund spricht möglicherweise, daß er bei dessen Jahrestagung 1922 in Hannover einen Vortrag über das Verhältnis Grillparzers zum Theater hält, was allerdings Wolfgang Stammler in seinem polemischen Bericht über diese Veranstaltung mit der Frage kommentier4: „Wie kommt Saul unter die Propheten?“; Wolfgang Stammler, Jahrestagung des Bühnenvolksbundes in Hannover, in: Ftankfuner Zeitung, 26.5.1922.

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  6. Saladin Schmitt, Stadttheater und Publikum, in: Bochumer Anzeiger, 8.9.1927.

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  7. Claus Spahn, Die Theatergeschichte des Ruhrgebiets unter besonderer Berücksichtigung der Theatergemeinschaften bis 1933, Diss. (masch.), Köln 1972, S. 83.

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Dörte Schmidt Brigitta Weber

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Schmidt, D., Weber, B. (1995). „Stadttheater und Publikum“. In: Schmidt, D., Weber, B. (eds) Keine Experimentierkunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03567-7_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03567-7_7

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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