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„In der Erwartung, daß die neue Zeit dem System des, Obrigkeitsstaates‘ ein Ende bereiten wird“

Gründung und Organisation des Städtischen Orchesters

  • Chapter
Keine Experimentierkunst
  • 27 Accesses

Zusammenfassung

Weder die Gründung des Städtischen Theaters, noch die des Städtischen Orchesters im Jahr 1919 läßt sich als Gründung,aus dem Geiste der Weimarer Republik‘ beschreiben. Eher erscheinen beide als Etappenziele einer Entwicklung die in dem Ende des 19. Jahrhunderts immer stärker werdenden Bedürfnis nach Repräsentation wilhelminisch-bürgerlicher Bildungskultur in Bochum wurzelt. So wird schon in den 1880er Jahren, lange bevor die ersten städtischen Fördemngen für Theatervorstellungen bewilligt werden, die bestehende Kapelle bereits durch städtische Zuschüsse unterstütze.1 Nachdem der theaterinteressierte Stadtrat Wilhelm Stumpf durch die Gründung eines „Theateivereins“ 1911 zunächst einmal unter den Bürgern eine Lobby für Theateraktivitäten in der Stadt geschaffen hat, übernimmt er ein Jahr später die Leitung einer neu gegründeten städtischen Theaterkommission, die Gastspielverhandlungen mit den Nachbarstädten zu führen hat. Während des Krieges setzt der neue Theaterdezement Stumpf sogar den Bau eines eigenen Theatergebäudes durch2 und zieht regelmäßig das ortsansässige Orchester3, die sogenannte Merkertsche Kapelle, für dort stattfindende Opemgastspiele heran.4 1918 engagiert er den Leiter des Deutschen Theaters in Brüssel, Saladin Schmitt, nach Bochum für die neugeschaffene Stelle eines Oberregisseurs, der — so die offizielle Erklärung — für die organisatorische Abwicklung der Gastspiele zuständig sein soll. Der Bochumer Anzeiger kommentiert, nicht ohne Kritik:

„Der Magistrat teilt mit Gemäß Beschluß des Magistrates vom 26. dM. ist zur Entlastung des Theaterdezernenten die Leitung des hiesigen Stadttheaters Herrn Dr. Saladin Schmitt […] übertragen. Eine Aenderung im bisherigen Betriebe des Theaters tritt nicht ein. […] Der neue Leiter unseres Theaters hat […] eine gute künstlerische Schule durchgemacht und man kann seiner Tätigkeit mit Vertrauen entgegensehen. Ueber die Art seiner Berufung wäre allerdings manches zu sagen, was wir heute indes nicht sagen wollen in der Erwartung, daß die neue Zeit auch dem im Bochumer Theaterwesen bisher beliebten System des ,Obrigkeitsstaates‘ ein Ende bereiten wird“5

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Notizen

  1. Vgl Aische Malekshai, Kulturpolitik in Bochum. Industrialisierung, Großstadtentwicklung und bürgerlicher Lebenstil in einer Revierstadt des 19. und 20. Jahrhunderts, Magistemrbeit (masch.) Bochum 1988. besonders S. 95f.

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  2. Vgl. Konrad Dussels Ausführnngen zur Organisation der städtischen Theater in der Weimarer Republik, in: Ein neues, ein heroisches Theater? Nationale Theaterpolitik und ihre Auswirkungen in der Provinz, Bonn 1988, (-Literatur und Wirklichkeit) vor allem S. 25f. Dussel führt dort als beispielhaft das „Ortsstatut über die Verwaltung des städtischen Theaters“ in Freiburg im Breisgau von 1911 an.

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  3. Zur Funktion und Arbeitsweise der Theatedcommission vgl. auch Hermann Dieter Schrage, Saladin Schmitt am Stadttheater Bochum (1919–1949), Diss. (masch.), Wien 1967, S. 341–344 und Marie-Elisabeth Parent, Saladin Schmitt und die Bochumer Theatergeschichte (1919–1934), Magisterarbeit (masch.), Nantes 1973, S. 47–50.

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  4. Ein in gewisser Weise zur Bochumer Auseinandersetzung komplementärer Streit hatte sich wenige Jahre zuvor zwischen Otto Klemperer und Heimann Abendroth in Köln um die Leitung der Konzerte des Städtischen Orchesters im Gürzenich entzündet; vgl. Peter Heyworth, Otto Klemperer. Dirigent der Republik 1885–1933, Berlin 1988, S. 159ff.

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Dörte Schmidt Brigitta Weber

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Schmidt, D., Weber, B. (1995). „In der Erwartung, daß die neue Zeit dem System des, Obrigkeitsstaates‘ ein Ende bereiten wird“. In: Schmidt, D., Weber, B. (eds) Keine Experimentierkunst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03567-7_4

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01265-4

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