Zusammenfassung
Wie in Italien, so entstand auch in Frankreich neben der für den Hof bzw. für die Aristokratie bestimmten aufwendigen Oper eine anspruchslosere Gattung, die sich an ein weniger vornehmes Publikum wandte, im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung schließlich zum Sprachrohr des „dritten Standes“ wurde und am Ende sogar der tragedie lyrique den Rang ablief. Aber im Gegensatz zur opera buffa, die ganz aus dem Boden italienischen Volksgutes erwuchs, wirkten bei der Entstehung der opera comique französischer und italienischer Geist zusammen, und wenn auch der erstere der Gattung letztlich eindeutig seinen Stempel aufdrückte, so verdankte sie doch ihre volle Entfaltung wiederum italienischen Einflüssen. Erste Anfänge sind schon im Wirken der verschiedenen italienischen Komödiantentruppen zu sehen, die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in raschem Wechsel in Paris erschienen, aber trotz großer Erfolge meist rasch wieder ausgewiesen wurden. Erst in den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts gelang es ihnen, in Paris Fuß zu fassen und, auch jetzt noch mit Unterbrechungen, ihre Stellung auszubauen. Ihr Repertoire umfaßte zuerst nur reguläre italienische Dramen und improvisierte Komödien (commedie dell’arte), in die im Laufe der Zeit aus Rücksicht auf das Publikum auch französische Szenen eingefügt wurden. Die Rolle der Musik beschränkte sich auf kleine französische und italienische Airs, bescheidene orchestrale Tänze und von den „theätres de la Foire“ übernommene „Vaudevilles“, d. h. allgemein bekannte Gassenhauerweisen, denen jeweils andere, anzüglich auf die Situation geschriebene Textstrophen unterlegt wurden. Sie bilden die andere, die französische Wurzel der opera comique. Die Theätres de la Foire waren kleine Vorstadtbühnen, auf denen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts auf den beiden Pariser Jahrmärkten („foires“) von Saint-Germain und Saint-Laurent kleine, simple Stücke in französischer Sprache mit Vaudeville-Einlagen aufgeführt wurden.
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Aus: Georgy Calmus, Zwei Opernburlesken aus der Rokokozeit, Berlin 1912, S. 23.
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Abert, A.A. (1994). Die opéra comique. In: Geschichte der Oper. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03564-6_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03564-6_12
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