Zusammenfassung
Das “gewisse Paris” der Surrealisten ist nicht das Paris der Macht, des Kapitals, der Politik, des Bürgertums und jener Orte, an denen sich die etablierten gesellschaftlichen Gruppen bekunden. Es sind die abseitigen Orte, die die Inspirationsquellen der Surrealisten darstellen, alltägliche Orte, an denen das merveilleux möglicherweise hervortreten könnte. Die surrealistische Stadtbeschreibung von Louis Aragon stellt einen der Schlüsseltexte zum Verständnis der Verortung des merveilleux in einem zwischen Natur und Stadt oszillierenden Entwurf der Pariser Topographie dar. Wie eine Landschaft durchwandern die Surrealisten ihr Paris mit seinen Boulevards, Plätzen, Passagen und Parks. Aragon verbindet seine moderne Mythologie untrennbar mit der Existenz bestimmter Orte in Paris, die als Enklaven der modernen Großstadt “lieux sacrés”, das heißt heilig oder mythisch “aufgeladen” sind. Dies gilt insbesondere für die vom Abriß bedrohte Passage de l’Opera mitihrem Mikrokosmos von Läden, Restaurants und Gewerbebetrieben, Theater und Bordell, und andererseits für den als das “Unbewußte” und die Nachtseite der modernen Stadt entdeckten Park der Buttes-Chaumont. Der Flaneur, Träumer und Voyeur, benutzt zur Inspektion der Passage ein imaginäres “Mikroskop”, um das Biotop in allen Details betrachten zu können.32 Seine Faszination gehört einer die Vergangenheit transportierenden Welt der Dinge, an der die Imagination sich entzündet, Metamorphosen und Bilder sich entwickeln.
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Klengel, S. (1994). Zentrum und Peripherie — Dezentrierungsversuche. In: Amerika-Diskurse der Surrealisten. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03557-8_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03557-8_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01252-4
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