Das Kleist-Grab am Kleinen Wannsee

Zusammenfassung

Die Kenntnis der im Jahrbuch 1991 von Erika Müller-Lauter vorgelegten ›Geschichte des Kleist-Grabes‹¹ wird vorausgesetzt. Zum Verständnis sei rekapituliert: 1904 wurde bei der Parzellierung des auf der Südseite des Kleinen Wannsees gelegenen, dem Prinzen Friedrich Leopold gehörenden Waldgeländes die nur allzuknapp bemessene Parzelle (1490 qm) um das Kleist-Grab gebildet. Das Grundstück wurde im Jahre 1906 durch eine Schenkung der Landgesellschaft Wannsee e.V. von 2380qm auf 3902 qm beträchtlich vergrößert. Dennoch ergab dies zwischen Straße und See nur eine schmale Parzelle, eingeengt durch einen kolossalen Villenbau auf der Süd-west-Seite (1908) und die Gebäude des Schüler-Rudervereins im Nordosten (1906). Wenig glaubhaft wurde dadurch die Absicht verwirklicht, »dem Dichtergrabe den Waldfrieden, der es bisher umgab, für alle Zeiten (zu) sichern«.² Als sich 1987 die Frage nach einer würdigeren Gestaltung des Kleist-Grabes stellte, mündeten alle meine Überlegungen in dem Ergebnis, dem Ort die landschaftliche Weite, die er in den Jahren nach 1904 verloren hatte, zurückzugewinnen. Ob der Ort, der bisher als Grab Heinrichs von Kleist galt, identisch sei mit dem Platz, an dem Kleist und Henriette Vogel aus dem Leben schieden und bestattet wurden, ist für meinen Gestaltungsvorschlag nicht entscheidend. Nicht die genaue Koordinate des Ortes ist mir bedeutsam, sondern der umgebende Raum der Landschaft, in dem sich das tragische Geschehen vollzog, die Vorstellung: Kleist liegt hier irgendwo — Nähe und Distanz in einem.