Si j’étais roi

Zusammenfassung

Als die Wende kam, beschloß er, Politiker zu werden. Zuvor hatte er auf bescheidenem Lebensniveau Berufe, Städte, Wohnungen, Konfessionen, Parteien und Frauen mehrmals gewechselt; nun ist er einer, ohne den — das sagt er alle drei Minuten — »in dieser Stadt nichts läuft«. Wir haben uns lange nicht gesehen und hätten uns einiges zu erzählen. Die erste Viertelstunde unter der Dusche seines Redestroms versuche ich es für mich mit Entschuldigungen: Da sitzt einer, der sich fast über Nacht als öffentliche Figur wiederfand, eine neue, große Aufgabe gestellt bekam, von ihr erfüllt ist, sich an sie weggibt etc. In der zweiten Viertelstunde verfolge ich, ob es ihm gelingt, einen Satz ohne »ich« zu beginnen, beobachte, wie in allem, was er tut, wie er Getränke eingießt, Zigaretten anzündet, Rauch in die Luft bläst, mit Denkermiene dreinblickt, der Gestus der very important person sich eingenistet, wie er seiner dürftigen Körperlichkeit einen machohaften Bewegungshabitus abgezwungen hat.