Zusammenfassung
Über den Einfluß von Emigranten1 auf die IGNM sprechen setzt die Kenntnis der Entstehungsgründe sowie der Bedeutung und Politik der IGNM bis 1933 voraus. Deshalb soll zuerst eine kurze Zusammenfassung ihrer Geschichte von 1922 bis 1933 folgen. Die IGNM, englisch: »International Society for Contemporary Music« (ISCM), entstand 1922 nach den legendären »Internationalen Kammermusikaufführungen Salzburg 1922«. Sie war ein anfänglich improvisiertes Unternehmen, das vor allem als Selbsthilfe der damals jungen, wenig aufgeführten und damit unbekannten Komponistinnen und Komponisten gedacht war und deren neuer, junger, moderner Musik (oder wie sie immer genannt wurde) über egoistische und nach dem Ersten Weltkrieg besonders enge nationalistische Grenzen hinweg endlich einen Durchbruch zur Öffentlichkeit verschaffen sollte. So hatte die IGNM neben pragmatischen Zwecken doch auch einen nicht zu unterschätzenden ideellen Hintergrund, eben die — wie es Ulrich Dibelius genannt hat2 — »berechtigte Aussicht auf eine Überwindung von eingefleischten Chauvinismen — auch in der Kunst«. Sie war trotz der Anregungen durch Schönbergs »Verein für musikalische Privataufführungen«, das Amsterdamer Mahler-Fest 1920 und die 1921 erstmals durchgeführten Donaueschinger Kammermusiktage ohne Vorbild. Nach Absicht ihrer reichlich naiven Gründer sollte die IGNM ein musikalischer Völkerbund werden und die verfeindeten Nationen wenigstens im Bereich der Musik versöhnen.
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Notizen
IGNM-Statuten, hier zitiert nach Anton Haefeli, IGNM. Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart [1980], Zürich 1982, S. 623 (1. schriftliche Fassung von 1937).
Egon Wellesz, Salzburg, in: Melos 4 (1924), S. 13–16, hier S. 13.
Hanns Gutman, Geschichte, Gegenwart, Zukunft der IGNM, in: Anbruch 12 (1930), S. 208–211, hier S. 210.
Theodor W. Adorno, Einleitung in die Musiksoziologie, Reinbek bei Hamburg 1968 (rowohlts deutsche enzyklopädie Bd. 292/3), S. 186.
Paul Schwers, Internationale Musik, in: Allgemeine Musikzeitung 49 (1922), S. 884ff.,
hier zitiert nach Helmut Kirchmeyer, Strawinsky, Regensburg 1958, S. 378.
Vgl. auch Alfred Einstein, Internationale und deutsche ›Neue Musik‹, in: Der Aufbruch 6 (1924), S. 24–26;
Hans Mersmann, Musikalischer Bolschewismus, in: Der Auftakt 3 (1923), S. 131–137.
zudem Edward Dent, Introductory Note, in: IGNM-Festheft, London 1946, S. 7.
Hans Ehinger, Pariser Musiktage, in: Schweizerische Musikzeitung 77 (1937), S. 429–434, hier S. 430/432.
Ernst Krenek, Die Blubo-Internationale, in: 23, Nr. 17–19, 15.12.1934, S. 19–25, hier S. 21.
Hans Oesch, Wladimir Vogel, Bern 1967, S. 61.
Alan Bush, Musikfeste und musikalischer Alltag, in: Musica Viva Nr. 1, 1936, hrsg. von Hermann Scherchen et al., S. 1–8, hier S. 5.
Hanns Eisler, Zur Avantgarde der Musik, in: Die neue Weltbühne 31, Nr. 38, 1935, Prag,
hier zitiert nach: Ders., Musik und Politik. Schriften 1924–1948 (Gesammelte Werke, Serie III, Bd. I), Leipzig 1973, S. 325 (hier unter dem Titel: Einiges über die Lage des modernen Komponisten abgedruckt, S. 322–327).
Paul Stefan, Zum Internationalen Musikfest, in: Die Stunde, Wien 1.9.1935.
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Haefeli, A. (1994). Die Emigranten und ihr Einfluß auf die Profilierung und Politisierung der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). In: Weber, H. (eds) Musik in der Emigration 1933–1945. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03538-7_6
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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