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Die »Säuberung« der Reichsmusikkammer Vorgeschichte — Planung — Durchführung

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Zusammenfassung

Die nationalsozialistische Propaganda stellte die Errichtung der »Reichsmusikkammer« (RMK) als Teil der Reichskulturkammer (RKK) zum einen zwar als historisch legitimierte Tat, zum andern aber als einen notwendigen Akt politischer bzw. kulturpolitischer Erneuerung, ja als kulturhistorisches Novum dar. Tatsache ist, daß die Musikpolitik im NS-Staat niemals hätte so erfolgreich sein können, »wenn die eingeschlagene Richtung von Grund auf neu gewesen wäre und sich nicht auf machtvolle Tendenzen hätte stützen können, die seit langem vorhanden waren.«1 Dies gilt für einen Komplex, der sowohl organisatorische als auch ideologisch-weltanschauliche Aspekte umfaßt: Pläne allgemeiner staatlicher Organisationen für die deutschen Musikschaffenden, die nicht nur deren künstlerische, wirtschaftliche und soziale Belange regeln und vertreten, sondern auch dem Zweck der Ausbildung und Aufsicht dienen sollte, waren bereits um die Mitte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entworfen worden; die Wurzeln des nationalsozialistischen Antisemitismus reichen bis ins frühe Mittelalter hinab. Auch für die Kultur- bzw. Musikpolitik des NS-Staats trifft zu, daß ab 1933 bemerkenswert wenig »neu dazuerfunden« werden mußte, da die grundlegenden Ideen und Ziele längst formuliert und zum Teil in praxi erprobt worden waren.2

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Notizen

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Splitt, G. (1994). Die »Säuberung« der Reichsmusikkammer Vorgeschichte — Planung — Durchführung. In: Weber, H. (eds) Musik in der Emigration 1933–1945. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03538-7_2

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