Emigranten bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt (1946–1951)

Zusammenfassung

Die spezielle Stellung von Musik bzw. Komponisten in der Emigration bei den Darmstädter Ferienkursen muß notwendig auf die allgemeine Nachkriegsgeschichte der Institution bezogen werden. Erst in diesem erweiterten Kontext rücken die überaus sensiblen Probleme ins rechte Licht. Als Quellen der folgenden Untersuchungen wurden hierfür bislang unveröffentlichte Listen und Kommentare des ehemaligen Institutsleiters Ernst Thomas ausgewertet, die eine unvollständige Zusammenstellung in den Darmstädter Beiträgen aus dem Jahr 1959 ergänzen und korrigieren, ferner Dokumente des Darmstädter Pressearchivs und gelegentlich verfügbare Korrespondenz.¹ Im Zentrum stehen die Klassiker der musikalischen Moderne, wobei dem Verhältnis zwischen Hindemith und Schönberg besondere Beachtung geschenkt wird. Eine zeitliche Grenze für das gestellte Thema ergab völlig ungezwungen das Jahr 1951; mit dem Tod Schönbergs, um den sich Wolfgang Steinecke seit 1949 als Institutsleiter intensiv bemühte, wird insofern eine deutliche Zäsur markiert, als die Rezeption der Vorkriegsmoderne als zentraler Anknüpfungspunkt im wesentlichen abgeschlossen war. In diesem Sinne bemerkt Steinecke rückblickend: »Die Ferienkurse… waren nach dem Krieg aus der damaligen geistigen Not Deutschlands erwachsen, 12 Jahre lang war das deutsche Musikleben von der Welt abgeschnitten gewesen.