Zusammenfassung
Der Wunsch nach einem “Theater-Stoff” sollte für immer unerfüllt bleiben. Erst später sah Mörike ein, daß das Drama nicht seine Form war, und er hielt dann auch trotz des Drängens der Freunde an seiner Erkenntnis fest2. Der Stoßseufzer gegenüber Ludwig Bauer (der seinerseits einige, allerdings kaum herausragende Dramen verfaßte) sagt jedoch zweierlei über Inhalt und Funktion von Mörikes Dichtung aus: Poetische Betätigung ist eine Form von Krisenbewältigung, eine Therapie gegen seelische Verstrickungen. Während aber die Beschäftigung mit einem heroisch-historischen Bühnenstoff von der eigenen Person ablenkt, bieten alle anderen von Mörike verwendeten Gattungen die Gelegenheit, die Gefühlswelt des Dichters “einzumischen”. Damit droht einerseits eine Verringerung des therapeutischen Erfolgs, andererseits die Entlarvung des Menschen Mörike. Vor diesem Hintergrund verspricht ein Vergleich zwischen den Briefen und dem Roman “Maler Nolten” Aufschlüsse über das Verhältnis von Brief und Werk und den Grad der Fiktionalisierung bei beiden Formen.
“Ich wünsche mir vor der Hand […] einen Theater-Stoff, an dem ich in Einem raschen Zug fort schaffen könnte, der mich von selber hinderte, zu viel von meinem eigenen Wesen u. persönlicher Empfindungsweise einzumischen […]” 1
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Rheinwald, K. (1994). “Maler Nolten” und die Briefe. In: Eduard Mörikes Briefe. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03518-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03518-9_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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