Zusammenfassung
Die mhd. Lyrik des 12. Jh.s liefert von Kürenberg bis Reinmar dem Alten — in ihrer konstitutiven Phase also — recht wenig konkrete Angaben über die in ihr apostrophierte frouwe. Gleichwohl präsentiert die Forschung einige vorgeblich kennzeichnende Daten für diese frouwe (insbesondere die der Lieder der hohen Minne) und deren gesellschaftliches Umfeld: Die in den Liedern (eines vermuteten, die Sänger bindenden Verschwiegenheitsgesetzes2 wegen) Ungenannte soll, einmal, einen höheren sozialen Rang als der Sänger eingenommen haben und sie soll, zweitens, verheiratet gewesen sein. Daher das vergebliche Werben!
Dieser Aufsatz ist die erweiterte Fassung verschiedener Vortragsversionen, die ich 1978/79 an den Universitäten Heidelberg, Gießen, Graz, Marburg, Siegen und Tübingen zur Diskussion gestellt habe. Für die bedenkenswerten Anregungen möchte ich den dortigen Kolleginnen, Kollegen und Studierenden nochmals danken.
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Notizen
Vgl. etwa W. Mohr, Minnesang Als Gesellschaftskunst, Du 6, H. 5 (1954), Wieder In: H. Fromm(Hg.), Der deutsche Minnesang. Aufsätze zu seiner Erforschung (WdF 15), Darmstadt 51972, hier S. 202.
H. Kuhn, Die Klassik Des Rittertums In Der Stauferzeit, In: H.O. Burger(Hg.), Annalen Der Deutschen Literatur, Stuttgart 21971, S. 117; Ders., Zur Inneren Form Des Minnesangs, In: Wdf 15 [Anm. 2], S. 172; Vgl. Auch Das Fazit Eines Historikers, “Daß … Die Entdeckung Der Frau Durch Troubadours Und Minnesanger Nicht Zur Apotheose Der Ehe FüHrte Und Daß Stattdessen Die VergöTterte Geliebte Meist Die Gemahlin Eines Dritten” Gewesen Sei: A. Borst, Lebensformen im Mittelalter, Frankfurt a.M./Berlin 1973, S. 65.
Vgl. zu Hausen H. J. RIeckenberg, Leben und Stand des Minnesängers Friedrich von Hausen, Archiv f. Kulturgesch. 43 (1961) 163–176.
Vgl. B. Gebhardt, Handbuch Der Deutschen Geschichte, Bd. 1: FrüHzeit Und Mittelalter, Hg. V. H. Grundmann, Stuttgart 81954, S. 301; vgl. etwa auch die Keuschheitsprobe der Kaiserin Kunigunde, der Frau Kaiser Heinrichs II., und dazu Ebernand von Erfurt, ‘Legende von Heinrich und Kunigunde’ (um 1220).
Vgl. R. PErnoud, AliéNor D’Aquitaine, Paris 1965 (Dt. ÜBers. V. R. HEyd, Düsseldorf/Köln 31977); vgl. auch eine mögliche Anspielung in MF 3,7.
H. KUhn, Determinanten der Minne, LiLi 7 (1977), H. 26: Höfische Dichtung oder Literatur im Feudalismus, S. 92.
Vgl. V. HEld, Die romantische Deutung des Minnesangs. Ein Beitrag zur Forschungsgeschichte, LiLi 7 (1977), H. 26: Höfische Dichtung oder Literatur im Feudalismus 58–82, bes. 59f.
Vgl. G. Schweikle, Steckt im ‘Sumerlaten’-Lied Walthers von der Vogelweide (L 72,31) ein Gedicht Reinmars des Alten? ZfdPh 87 (1968) Sonderheft, v.a. S. 148f.
G. SChweikle, Minne Und MâZe. Zu Aller Werdekeit Ein FüEgerinne (Walther 46,32), Dvjs 37 (1963) 513; Vgl. Auch W. MOhr, Die “vrouwe” Walthers von der Vogelweide, ZfdPh 86 (1967) 10: “Werbung um den Hof im Bilde des Frauendienstes”.
Vgl. für andere P. Wapnewski, Deutsche Literatur Des Mittelalters, GöTtingen 31975, S. 78; H. Wenzel, Frauendienst Und Gottesdienst. Studien Zur Minne-Ideologie (Phil. Stud. U. Qu. 74), Berlin 1974, S. 31; R. WIsniewski, Werdekeit Und Hierarchie. Zur Soziologischen Interpretation Des Minnesangs, In: Strukturen Und Interpretationen. Studien Zur Deutschen Philologie (Festschr. FüR Blanka Horacek), Hg. Von A. EBenbaueru.a., Wien/Stuttgart 1974, S. 358.
Vgl. F. SchlÖSser, Die Minneauffassung Des Andreas Capellanus Und Die ZeitgenöSsische Ehelehre, Zfdph 79 (1960): “Wie Will Man … Mit Der Tatsache Fertig Werden, Daß Die Kirche Es Nicht FüR Notwendig Hielt, Die Minne Zu Verurteilen? Es Ist Doch Verwunderlich, Daß Unter Den Zahlreichen KonzilsbeschlüSsen Allgemeiner Und Lokaler Synoden, Die Von Vorschriften üBer Die Haartracht Der Kleriker Bis Zu Abstrakten Deutungen Der Eucharistie Reichen, Keine Einzige Verurteilung Der HöFischen Liebe Zu Finden Ist. ÄHnliche Beobachtungen Ergeben Sich, Wenn Man Die Bisher Edierte Predigtliteratur DurchbläTtert Oder In Den ‘Summae Confessorum’ Nach Einer Entsprechenden Instruktion Der BeichtväTer Sucht” (S. 268). Allerdings üBerspielt Dann SchlÖSserbei seinem Versuch, diese eigenartige Tatsache zu erklären, m.E. das eigentliche Problem: Im Minnesang ist die Ehe nirgends Aussagegegenstand; es wird immer so getan, als sei die Umworbene grundsätzlich frei. Der von Andreas in überspitzter Dialektik herausgestellte
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Schweikle, G. (1994). Die frouwe der Minnesänger. In: Minnesang in neuer Sicht. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03515-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03515-8_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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