Zusammenfassung
Gemessen an dem anhaltenden Interesse, das Lenzens dramatischem, erzählerischem und essayistischem Werk nun schon seit fast drei Jahrzehnten entgegengebracht wird, haben Lenzens lyrische Gedichte noch längst nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit gefunden.1 Die Vernachlässigung und Unterschätzung seiner Lyrik erstaunt um so mehr, als zumindest einzelne Gedichte den Vergleich mit anderen, wegen ihrer thematischen Originalität und wegen ihres ästhetischen Avantgardismus geschätzten Teilen des Lenzschen Werkes nicht zu scheuen brauchen. Gewiß, »dem äußern Schnitt des toten Buchstabens nach« wirken Lenzens Gedichte oft sehr konventionell — das hat schon Johann Heinrich Merck beklagt.2 Aber bereits ihre zum Teil höchst ungewöhnlichen Themen und Gehalte zeugen davon, daß Lenzens beispiellose Bemühungen um eine genaue poetische Gestaltung der zeitgenössischen Wirklichkeit und der prosaischen Nöte und Konflikte der in ihr lebenden Menschen an seiner Lyrik nicht spurlos vorbeigegangen sind. Und auch der innovative ästhetische Ansatz seines lyrischen Dichtens, der die Darstellung und Reflexion vordem aus der Poesie weitgehend ausgeblendeter menschlicher Welt- und Selbsterfahrungen erst möglich machte, erweist sich als nicht minder einschneidend als die viel diskutierten ästhetischen Neuerungen seiner Dramatik und seiner Prosa.
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Bertram, M. (1994). Das gespaltene Ich. Zur Thematisierung disparater Erfahrungen und innerer Konflikte in der Lyrik von J. M. R. Lenz. In: Stephan, I., Winter, HG. (eds) »Unaufhörlich Lenz gelesen …«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03512-7_23
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