Zusammenfassung
Armut ist ein ziemlich relativer und dehnbarer Begriff, dessen Definition von den Bedürfnissen und Werten der jeweiligen Gesellschaft abhängt. Es macht durchaus Sinn, unsere gegenwärtigen Maßstäbe der Bedürftigkeit auf die jüngere Vergangenheit anzuwenden. Zieht man die heute gültigen Armutskriterien beispielsweise zur Bewertung der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts heran, so würde man inzwischen mehr Menschen als arm bezeichnen, als es damals der Fall war. Umgekehrt käme man mit den damaligen Maßstäben zu dem Schluss, die Armut habe seit den 1950er Jahren deutlich abgenommen. Die modernen Armutskriterien sind jedoch eher unrealistisch; es fehlt ihnen eine schlüssige historische Perspektive.
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Georg Simmel, Soziologie: Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, S. 490.
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Jütte, R. (2000). Das Ausmaß der Armut. In: Arme, Bettler, Beutelschneider. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03511-0_4
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