Skip to main content

Die Politik des Seins: Martin Heidegger

  • Chapter
Ästhetik
  • 122 Accesses

Zusammenfassung

Ziehen wir einmal in Erwägung, was an einem Gegenstand konstitutiv für dessen Sein und zugleich dem äußeren Anblick ganz verborgen ist. Da ist zunächst die Zeitlichkeit dieses Gegenstandes — der Umstand, daß das, was wir sehen, wenn wir ihn betrachten, nur eine Art Schnappschuß oder ein stillgestellter Moment jenes Zeitverlaufs ist, der seine wahre Natur ausmacht. Unser Umgang mit den Dingen legt Querschnitte durch die Zeit, entreißt die Gegenstände ihrer Zeitlichkeit, die zu ihrem Wesen gehört, und zerlegt sie in handhabbare synchrone Klötze. Wenn dies von der Zeit gilt, so gilt es auch vom Raum: Kein Gegenstand tritt uns je in den Blick, es sei denn vor dem Hintergrund irgendeiner »Welt«, einer kaum wahrgenommenen Reihe von miteinander verbundenen Funktionen und Orten. Dieses Netzwerk von Perspektiven und Beziehungen, das ein Ding bis in seinen Kern durchdringt, stellt die Matrix bereit, innerhalb derer es identifizierbar und erkennbar wird. Eine »Welt« konstituiert die einfache Tatsache, daß es niemals nur einen Gegenstand geben kann — daß jedes besondere Stück der Wirklichkeit, um überhaupt verständlich zu sein, schon eingefangen sein muß in einem weiten, wuchernden Gespinst aus Elementen, auf die es sich vage bezieht. Es muß (um das Bild zu wechseln) stets im Vordergrund stehen gegen einen Horizont, der durch unseren Blick niemals ganz zu fixieren ist. Eine Welt ist nicht irgendein Objekt im Raum wie die Dinge, die sie enthält; denn sie wird durch menschliche Praxis unablässig und immer wieder zu einem Ganzen gemacht.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Martin Heidegger »Zur Erörterung der Gelassenheit. Aus einem Feldweggespräch über das Denken« in: Aus der Erfahrung des Denkens 1910–1976, Gesamtausgabe, Bd. 13, Frankfurt a.M. 1983, S. 47.

    Google Scholar 

  2. Martin Heidegger: Sein und Zeit, 10. Aufl., Tübingen 1963, S. 150.

    Google Scholar 

  3. Martin Heidegger: Nietzsche, Bd. 1: Der Wille zur Macht als Kunst, Pfullingen 1961, S. 129.

    Google Scholar 

  4. Martin Heidegger: Kant und das Problem der Metaphysik, Gesamtausgabe, Bd. 3, Frankfurt a.M. 1991, S. 131.

    Google Scholar 

  5. William J. Richardson: Martin Heidegger. From Phenomenology to Thought, The Hague 1963.

    Google Scholar 

  6. J.L. Metha: The Philosophy of Martin Heidegger, New York 1971;

    Google Scholar 

  7. Laszlo Versenyi: Heidegger, Being and Truth, New Haven 1965;

    Google Scholar 

  8. L.M. Vail: Heidegger and Ontological Difference, Pennsylvania 1972;

    Google Scholar 

  9. Michael Murray (hg.): Heidegger and Modern Philosophy: Critical Essays, New Haven 1978;

    Google Scholar 

  10. William V. Spanos (hg.): Martin Heidegger and the Question of Literature, Bloomington 1979.

    Google Scholar 

  11. Vgl. Joseph P. Fell: Heidegger and Sartre: An Essay on Being and Place, New York 1979, ins-bes. Kap. 6 und 7.

    Google Scholar 

  12. Martin Heidegger: Brief über den ›Humanismus‹, in: Wegmarken, Gesamtausgabe, Bd. 9, Frankfurt a.M. 1976, S. 336.

    Google Scholar 

  13. Vgl. etwa Martin Heidegger »Wozu Dichter?« in: Holzwege, Gesamtausgabe, Bd. 5, Frankfurt a.M. 1977, S. 269–320 sowie »Das Ding« in: Vorträge und Aufsätze, 5. Aufl., Pfullingen 1985, S. 157–179.

    Google Scholar 

  14. Martin Heidegger: Identität und Differenz, Pfullingen 1957, S. 28.

    Google Scholar 

  15. Martin Heidegger »Bauen Wohnen Denken« in: Vorträge und Aufsätze, 5. Aufl., Pfullingen 1985, S. 155.

    Google Scholar 

  16. Theodor W. Adorno: Jargon der Eigentlichkeit, in: Gesammelte Schriften, Bd. 6, Frankfurt a.M. 1973, S. 475.

    Google Scholar 

  17. Vgl. Martin Heidegger »Die Sprache« und »Der Weg zur Sprache« in: Unterwegs zur Sprache, Gesamtausgabe, Bd. 12, Frankfurt a.M. 1985, S. 7–30 und S. 227–257.

    Google Scholar 

  18. Martin Heidegger: Einführung in die Metaphysik, in: Gesamtausgabe, Bd. 40, Frankfurt a.M. 1983, S. 180.

    Google Scholar 

  19. Martin Heidegger »Zur Seinsfrage« in: Wegmarken, Gesamtausgabe, Bd. 9, Frankfurt a.M. 1976, S. 415.

    Google Scholar 

  20. Vgl. Hajo Holborn: Deutsche Geschichte in der Neuzeit, Bd. 3: Das Zeitalter des Imperialismus (1871–1945), München und Wien 1971, S. 145.

    Google Scholar 

  21. Vgl. W.O. Henderson: The Rise of German Industrial Power 1834–1914, London 1975, S. 173ff.

    Google Scholar 

  22. Karl Marx »Kritik des Gothaer Programms« in: Marx-Engels-Werke, Bd. 19, Berlin 1962, S.29.

    Google Scholar 

  23. Vgl. Friedrich Engels »Die Rolle der Gewalt in der Geschichte« in: Marx-Engels-Werke, Bd. 21, Berlin 1962, S.432f.

    Google Scholar 

  24. Pierre Bourdieu: Die politische Ontologie Martin Heideggers, Frankfurt a.M. 1976 sowie Victor Farias: Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt a.M. 1989.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1994 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Eagleton, T. (1994). Die Politik des Seins: Martin Heidegger. In: Ästhetik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03510-3_12

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03510-3_12

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00972-2

  • Online ISBN: 978-3-476-03510-3

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics