Zusammenfassung
Die Nietzsche-Rezeption begann mit Verzögerung und auf Umwegen. Daß die ersten bedeutenden Interpreten Nietzsches aus Skandinavien kamen, ist ein Glücksfall für die Wirkungsgeschichte des Philosophen gewesen, aber kein Zufall. Georg Brandes (1842–1927) und Ola Hansson (1860–1925) waren wichtige und, wie sich zeigen sollte, wegweisende Vermittler von Nietzsches Werk, sowohl im skandinavischen Raum als auch in Deutschland. Die intellektuelle Welt war damals schon klein, so daß Lou Salomé es war, die Brandes, als dieser sich in Berlin aufhielt, auf Nietzsche aufmerksam machte.2 Nach einer ersten Lektüre suchte der dänische Gelehrte noch 1887 den direkten Kontakt zu Nietzsche, da er im Frühjahr 1888 in Kopenhagen eine Vorlesungsreihe über den deutschen Philosophen zu halten gedachte. In deren Rahmen (»om den tyske filosof«) wurden die Schriften des deutschen Denkers erstmals größeren Kreisen vorgestellt. Auch seinem Freund August Strindberg legte er, Brandes, die Nietzsche-Philosophie nahe. Der bedankte sich mit herzlichen Worten für dessen »Freundlichkeit, mir mitten in meinem Kummer Nietzsche zu senden, eine Bekanntschaft, für die ich Ihnen viel schulde, da ich finde, daß er der freigemachteste, der modernste von uns allen ist«.3 Brandes wurde somit zum entscheidenden Multiplikator in Skandinavien, was auch Nietzsche dankbar zur Kenntnis nahm.4
Ola Hansson, Nietzsche. (Enthält die Essays »Friedrich Nietzsche — seine Persönlichkeit und sein System«, 1889/90, und »Friedrich Nietzsche und der Naturalismus«, 1890.) Aus dem Schwedischen übersetzt und hrsg. von Erik Gloßmann, München: Klaus Boer-Verlag 1997, S. 30.
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Endnoten
Richard Dehmel, Ausgewählte Briefe aus den Jahren 1883 bis 1902 (1922); zit. in: Strindberg im Zeugnis (Anm. 38), S. 213.
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Agthe, K. (2000). »Der Nomade setzt seine Wanderung fort«. In: Widersprüche. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03508-0_4
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