Zusammenfassung
Für die Freunde Heinrich von Kleists war es vor allem der erfolgreiche Novellenautor, der sich 1811 am Wannsee erschoß. Über die Ursache seines Todes mutmaßt Brentano in einem Brief an Achim von Armin: »Überhaupt werden seine Arbeiten oft über die Maßen geehrt, seine Erzählungen verschlungen. Aber das war ihm nicht genug; ja Pfuel sagte mir, daß sich vom Drama zur Erzählung herablassen zu müssen, ihn grenzenlos gedemütigt hat.« [1] Gerade der Erfolg, den seine Erzählugen beim Publikum hatten, sei für Kleist ein Mißerfolg gewesen. In der Art und Weise, wie das Publikum das Werk aufnahm, sieht Brentano den Grund für Kleists unerwartete Reaktion. Erzählungen, die das Publikum »verschlang«, konnten nichts anderes sein, als betäubender Zeitvertreib. Für Kleist war, so schließt Brentano, das Vergnügen seines Publikums der Beweis dafür, daß er in einer minderwertigen Gattung reüssiert hatte.
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Anmerkungen
A.W. Schlegel: Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst. III. Teil: Geschichte der romantischen Literatur. In: Deutsche Litteraturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts. Bd. 19. Hsg. von Jakob Minor. Heilbronn 1884. S. 247.
Friedrich Schlegel: Nachrichten von den poetischen Werken des Johannes Boccaccio. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Hsg. von E. Behler. Bd. 2: Charakteristiken und Kritiken I. München, Paderborn, Wen 1967. S. 390–396. Und August Wilhelm Schlegel: Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst. A.a. O. S. 241–250.
Ludwig Tieck: Gespräche. In: Rudolf Köpke: L.T.: Erinnerungen aus dem heben des Dichters. II. Teil. Leipzig 1855. S. 234.
Vittore Branca zeigt in seinem Kommentar zum Decameron und in seinem Buch Boccaccio medievale (Firenze 1970) den Reichtum der Tradition, in der Boccaccios Werk gründet: »Il Boccaccio apre cosi audace mente, nella storia della novellistica, le porte al mondo contemporaneo: con quello stesso acuto senso della continuita dei valori umani e culturali che permette a lui […] di awertire la non interrotta tradizione che lega la cultura delPantichità classica e della Grecia stessa, a quella del secolo di Dante. E una apertura ardita, che acquista alia narrativa uno spazio tanto più ricco di prospettive e di possibilité quanto più intimamente fatto giocare sugli stesse piani delle rapresentazioni tradizionali o del passato: uno spazio in cui la nostra narrativa, dal Sacchetti alle aneddotica del secolo seguente […] sembrerà inebriarsi e chiudersi e fatalmente esau-rirsi«. (S. 174f.) Notwendig muß Boccaccios Herkunft zum Verständnis des Werkes herangezogen werden. Doch ist diese Forschung für dieses Buch eher die Voraussetzung, denn es interessiert sich vor allem für die Wirkungen Boccaccios. - Zur Entstehung der Gattung Novelle aus mündlichen literarischen Formen siehe auch Walter Pabst: Novellentheorie und Novellendichtung in den romanischen Literaturen. Heidelberg 1967.
Walter Pabst a.a.O. übernimmt diese These von Erwin Rohde: Der griechische Roman und seine Vorläufer. Zweite durch Zusätze aus dem Handexemplar des Verfassers und durch den Vortrag über griechische Novellistik vermehrte Auflage. Leipzig 1900.
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Schlaffer, H. (1993). Die Niederste der Gattungen — Istilo Umilissimo. In: Poetik der Novelle. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03505-9_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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