Zusammenfassung
So offenkundig es ist, daß sich Kleist immer wieder mit der bildenden Kunst seiner Zeit auseinandergesetzt hat, so schwierig ist es, sein Verhältnis dazu konkret darzustellen, weil es explizite Deutungen von Kunstwerken in seinem Werk nur in Bruchstücken gibt, deren Stellenwert innerhalb der jeweiligen ästhetischen Konzeption bisher nur wenig mehr als spekulativ bestimmt werden konnte. Es soll daher im folgenden weniger nach Kleists Deutungen der religiös-patriotischen Kunst gefragt werden als vielmehr nach einer zumeist nur fiktiv entwickelten, in Kleists Werk in verschiedener Form wiederkehrenden Situation der Kunsterfahrung, nämlich der Kunstandacht, wie sie seit Wackenroders ›Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders‹ (1797) den Kern des romantischen Kunstideals bildete.
Vortrag, gehalten am 20. Juni 1992 auf der Jahrestagung der Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in Regensburg.
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Literatur
Johann Wolfgang von Goethe, Poetische Werke. Kunsttheoretische Schriften und Übersetzungen. Hg. von einem Bearbeiterkollektiv unter Leitung von Siegfried Seidel, 22 Bde., Berlin/Weimar 1960–1978 (Berliner Ausgabe), hier Bd. 20, S. 36.
Friedrich Schlegel, Über die deutsche Kunstausstellung in Rom, im Jahre 1819. In: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, 1. Abt., Bd. 4: Ansichten und Ideen von der christlichen Kunst. Hg. und eingeleitet von Hans Eichner, Paderborn/München/Wien 1959, S. 259.
Henrik Steffens, Lebenserinnerungen aus dem Kreis der Romantik. Hg. von Friedrich Gundelfinger, Jena 1908, S. 164f. Für den im folgenden entfalteten Zusammenhang von Kunsterfahrung und Sinnlichkeit findet sich bei Steffens die aufschlußreiche Bemerkung: »In der stillen Treue, in der Demut der Gesinnung, in der einfachen Äußerung einer tiefen Andacht, die allen Prunk vermied, wie sie sich in der älteren deutschen und vaterländischen Kunst darstellte, erkannte man jene stille, sanfte und ruhige Richtung des Daseins, durch welche die Geschichte selbst die Sinnlichkeit nicht verdrängte, aber reinigte und verklärte.« Ebd., S. 207.
Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe. Hg. von Helmut Sembdner. 2 Bde., 5. Aufl. München 1970, hier II, S. 543. (Kleist-Zitate im folgenden nach dieser Ausgabe.)
Wilhelm Heinrich Wackenroder, Werke und Briefe. Hg. von Gerda Heinrich, München 1984, S. 214.
»Der gestorbene Christus steht für das unterworfene Deutschland, der Landvogt meint Napoleon (wobei die Verse S. 407, 17f. ›Es hätte der Gedanke selbst nicht / Der Höhle unbemerkt entschlüpfen können‹ als Hinweis auf die Zensur zu verstehen ist), und Hoffnung wie Appell richten sich auf eine ›Auferstehung‹ Deutschlands […].« Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke und Briefe in vier Bänden, Bd. 3. Hg. von Klaus Müller-Salget, Frankfurt/M. 1990, S.972.
Auch Christian Begemanns verdienstvolle mikroanalytische Bemerkungen geben keinen gänzlich befriedigenden Aufschluß. Vgl. C.B., Brentano und Kleist vor Friedrichs ›Mönch am Meer‹. Aspekte eines Umbruchs in der Geschichte der Wahrnehmung. In: DVjs 64, 1990, S. 54–95.
Vgl. zum über die hier dargestellte Rezeptionssituation hinausreichenden kunsttheoretischen Kontext: Jörg Traeger, »… als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären. « Bildtheoretische Betrachtungen zu einer Metapher von Kleist. In: Kleist-Jahrbuch 1980, S. 86–106.
Vgl. dazu: Bernard Dieterle, Erzählte Bilder. Zum narrativen Umgang mit Gemälden, Marburg 1988.
Rosemarie Puschmann, Heinrich von Kleists Cäcilien-Erzählung. Kunst- und literarhistorische Recherchen, Bielefeld 1988.
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Apel, F. (1993). »… Nur ich Allein Ging Leer Aus«. In: Kreutzer, H.J. (eds) Kleist-Jahrbuch 1993. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03502-8_12
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