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Die Lateinische Vita Melaniae Iunioris

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Frauen, Heiligkeit und Macht
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Zusammenfassung

Die Vita Melaniae, die urn 450 in Palästina verfaßt wurde, ist in einer lateinischen und einer griechischen Fassung überliefert.1 Da beide Versionen glaubwürdige Details berichten, die in der jeweils anderen Fassung fehlen,2 werden sie allgemein auf einen gemeinsamen Urtext zurückgeführt.3 Umstritten ist in der Forschung sowohl die Sprache der Urfassung als auch die Frage, ob die lateinische oder die griechische Fassung diesem Urtext näher steht.4 Die Konzentration der Diskussion auf die verlorene Urfassung und ihre Sprache hat dazu geführt, daß das Verhältnis der überlieferten lateinischen und griechischen Fassungen zueinander noch kaum untersucht und die Möglichkeit, daß diese Vita von Anfang an in beiden Sprachen zirkulierte, nicht berücksichtigt wurde.5 Als mögliches Vorbild für die merowingischen Frauenviten ist hier nur die lateinische Fassung von Interesse, die vielleicht schon in den 450er Jahren, eventuell als Übersetzung einer verlorenen griechischen Urfassung, entstanden ist.6

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Literatur

  1. Zur Entdeckung und zu den Editionen dieser Texte, D. Gorce, Vie de sainte Melanie, Paris 1962 (= SC 90), S. 45–52;

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  2. E. A. Clark, The Life of Melania the Younger, New York — Toronto 1984, S. 1–4.

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  3. Die bisher einzige Edition des unverkürzten lateinischen Textes legte von M. Rampolla del Tindaro, Santa Melania giuniore, senatrice romana: documenti contemporei e nota, Rom 1905, S. 3–40 (im folgenden nach dieser Ausgabe zitiert als V Mei. iun.); leicht korrigierte Wiedergabe von Rampollas Edition des griechischen Textes mit französischer Übersetzung bei Gorce, Vie de sainte Melanie, S. 124–271.

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  4. Zu diesen Unterschieden, A. d’Alès, Les deux vies de sainte Melanie la Jeune, in: AB 25, 1906, S. 401–450.

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  5. Die Priorität der lateinischen Fassung und die These einer lateinischen Urfassung vertritt Rampolla, Santa Melania giuniore, S. LVIII-LXIX; die Gegenthese d’Alès, Les deux vies, passim. Ein Argument für eine griechische Urfassung liefert auch E. C. Butler, Cardinal Rampollas Melania the Younger, in: Journal of Theological Studies 7, 1906, S. 630–632, hier S. 631. Zu diesen Diskussionen zusammenfassend Gorce, Vie de sainte Melanie, Paris 1962, S. 49–54; Clark, Life of Melania the Younger, S. 5–16. Die Übersetzungsthese vermag einige obskure Stellen der lateinischen Fassung zu erklären, d’Alès, Les deux Vies, bes. S. 420, 423, 450; zu diesem Problem auch Clark, Life of Melania the Younger, S. 11–13, die der These einer griechischen Urfassung größere Wahrscheinlichkeit zubilligt.

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  6. Auf Erzählungen Melanias nimmt er im ersten Teil seines Berichts häufig Bezug, V Mel. iun., c. 11, S. 9, Z. 27; c. 15, S. 11, Z. 20ff.; c. 16, S. 12, Z. 7ff.; c. 17, S. 12, Z. 18f; c. 22, S. 14, Z. 30 und 32; c. 31, S. 17, Z. 25ff.; c. 35, S. 20, Z. 21; c. 38, S. 21, Z. 30, und weist auf seine Probleme bei der chronologisch korrekten Berichterstattung hin, c. 15, S. 11, Z. 23f. Daneben beruft er sich seltener auch auf andere Augenzeugen, c. 23, S. 15, Z. 14ff., c. 40, S. 23, Z. 9f, vgl. auch prol., S. 4, Z. 11. Die These Rampollas, daß die Verwendung der 1. Pers. in c. 12, S. 9f. als Hinweis auf die Gegenwart des Autors bei der Audienz Melanias am weströmischen Kaiserhof zu deuten sei, Rampolla, Santa Meliania giuniore, S. LXXIIf, wurde allgemein abgelehnt. Zu dieser Stelle Fr. Diekamp, Rez. Rampolla, Santa Melania giuniore, in: Theologische Revue 5, 1906, Sp. 241–245, hier Sp. 244f; d’Alès, Les deux vies, S. 407f Gorce versucht eine Erklärung, indem er darauf hinweist, daß der Autor eine Erzählung Melanias wiedergeben könnte, auf die er kurz vorher Bezug nimmt (V Mel. iun., c. 11, S. 9, Z. 26f.) und deren Kennzeichnung als direkte Rede bei der Übersetzung ins Lateinische entfallen sein könnte, Vie de sainte Mélanie, S. 61 f. Es wäre auch denkbar, daß der Autor bei der Schilderung von Melanias Empfang am weströmischen Kaiserhof seine Erinnerung an ihren Empfang am oströmischen Kaiserhof zu Hilfe nahm, den er miterlebt hatte, und deshalb unwillkürlich in die erste Person verfiel. Die einzige Stelle vor dem Bericht über Melanias Niederlassung in Jerusalem, an der er sich ausdrücklich selbst erwähnt, V Mel. iun., c. 28, S. 16, ist wohl als ein chronologischer Vorgriff auf die Jerusalemer Zeit zu erklären, Diekamp, Rez. Rampolla, Sp. 244; Gorce, Vie de sainte Mélanie, S. 60, 70. Weitere Beobachtungen, die gegen eine Augenzeugenschaft des Autors in Tagaste sprechen, bei Clark, Life of Melania the Younger, S. 112–114.

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  7. Ch. de Smedt, Vita sanctae Melaniae junioris, in: AB 8, 1889, S. 16–63, hier S. 17; Rampolla, Santa Melania giuniore, S. LXX–LXXII; Gorce, Vie de sainte Melanie, S. 54–62.

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  8. Kyrillos von Skythopolis, Leben des Euthymios, c. 45, frz. übers. A.-J. Festugière, Cyrille de Scythopolis, Vie de Saint Euthyme, Paris 1962, S. 121f.

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  9. Über Gerontius’ Aufwachsen und Werdegang unter der Obhut von Melania und Pinian berichtet auch Johannes Rufus im Leben Petrus des Lberers, dt. übers. R. Raabe, Petrus der Iberer. Ein Charakterbild zur Kirchen- und Sittengeschichte des 5. Jahrhunderts, Leipzig 1895, S. 35f

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  10. Zu diesen Ereignissen, E. Honigmann, Juvenal of Jerusalem, in: Dumbarton Oaks Papers 5, 1950, S. 209–279, hier S. 247–257; zur Kehrtwendung Juvenals, dem der Verlust seines Bischofssitzes drohte, auf dem Konzil von Chalkedon ebd. S. 242f.;

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  11. zur Rolle der in Jerusalem residierenden Kaiserin Eudokia bei der Einsetzung des Theodosius, K. G. Holum, Theodosian Empresses: Women and Imperial Dominion in Late Antiquity, Berkley 1982, S. 222–224.

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  12. Multorum multa et varia per diversa tempora conscripta ad aedificationem credentium saeculo relicta sunt per gratiam Dei, quae fìdem et propositum desiderantium confìrmarent. Necessarium ergo existimavi proprium perfìcere desiderium, propriae utilitatis grada et eorum qui muniuntur praesenti conversatione sanctae matris enarrare […] ebd., prol., S. 4, Z. 6–10. Belege fur die Verwendung von propositum als terminus technicus für den asketischen Vorsatz bei spätantiken christlichen Autoren bei A. blaise, Dictionnaire latin-français des auteurs chrétiens, Turnhout 1954, S. 676. Auch der Begriff desiderium ist in der V. Mel. iun. in diesem Sinne belegt: […] universa eius [sc. Melaniae, S. W.] studia vel in amore Christi profusum desiderium pronuntiare […], c. 63, S. 36, Z. 24f.

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  13. Zu den literarischen Traditionen, an die diese Vita anknüpft, E. A. Clark, The Life of Melania the Younger and the Hellenistic Romance: A Genre Exploration, in: Dies., The Life of Melania the Younger, New York — Toronto 1984, S. 153–170, 244–259.

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  14. Quoniam cum in principio abrenuntiationis nostrae anxiaremur, impugnantibus nobis omnis (non enim erat nobis colluctatio adversus carnem et sanguinem solum tantum pondus divitiarum deponere, sed adversus principes et potestates huius saeculi) […] ebd., c. 14, S. 12, Z. 9–13. Zu den Widerständen von Verwandten und Standesgenossen gegen die Opferung dieses immensen Vermögens für fromme Zwecke, c. 10–12, S. 8ff.; c. 34, S. 18f.; zu den Anfechtungen Melanias dabei, c. 17–18, S. 12f. Zum historischen Kontext, P. Allard, Une grande fortune romaine au cinquième siècle, in: Revue des questions historiques, 41. Jg., N. S. 37, Paris 1907, S. 5–30.

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  15. Melania entkräftet noch weitere, ähnliche Versuchungen mit dem Hinweis auf die größere Armut oder Askese anderer Menschen, ebd., c. 62, S. 35f. Zum Motiv des Schlafens auf bloßer Erde vgl. auch Athanasius, Leben des Antonius, c. 4, dt. übers, v. H. Mertel, in: Des heiligen Athanasius Schriften, II, Kempten — München 1917 (=BKV31),S. 17.

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Wittern, S. (1994). Die Lateinische Vita Melaniae Iunioris. In: Frauen, Heiligkeit und Macht. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03500-4_3

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