Zusammenfassung
Das Phänomen der Revolution hat Nietzsche schon in jungen Jahren beschäftigt. Im Herbst 1859 denkt er über die Ursachen nach; vom Umsturz bedroht sind, so glaubt er, einerseits wenig zivilisierte, andrerseits überkultivierte und moralisch dekadente Gesellschaften1. Ob frühe Notizen wie diese überhaupt relevant sind für das Verständnis der späteren Philosophie, ist eine zur Zeit in der Nietzsche-Forschung umstrittene Frage. Hermann Josef Schmidt plädiert dafür, selbst frühe Schülertexte Nietzsches für die Rekonstruktion seines Denkwegs herbeizuziehen2. Beachtung verdient dieser Vorschlag sicher dort, wo in den betreffenden Texten existentiell schwerwiegende theologische Fragen zur Sprache kommen. In der psychoanalytischen Perspektive ist es vielleicht möglich, das gesamte philosophische Anliegen auf eine frühe Revolte gegen den Gott-Vater zurückzuführen. Motive der Rebellion, des Aufstands gegen die göttliche Ordnung und gegen die Macht des Herkommens tauchen in Nietzsches frühen Versuchen häufig auf. Hier ist nur zu erinnern an seine Beschäftigung mit dem Prometheus-Stoff3, an den tiefen Eindruck, den er von Hölderlin und insbesondere von dessen Empedokles empfangen hat4, an die Begeisterung für Byron, auch an das Interesse für Heine und die Vertreter des »Jungen Deutschland«, schliesslich an die Begegnung mit Feuerbachs Religionskritik5.
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Marti, U. (1993). Die offizielle und die verborgene Revolution. In: »Der Grosse Pöbel- und Sklavenaufstand«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03498-4_5
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-00948-7
Online ISBN: 978-3-476-03498-4
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