Zusammenfassung
Der Wille zum System ist in Nietzsches Augen bekanntlich nichts anderes als ein Mangel an Rechtschaffenheit (GD Sprüche und Pfeile 26). Ob der Verdacht berechtigt ist, ist hier nicht zu prüfen, doch es scheint, dass der »Wille zum System« all jene, die Nietzsches »politische Philosophie« erforschen und darstellen wollen, unweigerlich in die Irre führen muss. Wer sich mit seinen Streifzügen durch das politische Leben des 19. Jahrhunderts befasst, muss sich eingestehen, dass von einer systematischen Auseinandersetzung mit Politik nicht die Rede sein kann. Was in der Forschung als Nietzsches politische Philosophie bezeichnet wird, ist eine Ansammlung von Stimmungen, tiefen Ängsten, vorsichtigen Hoffnungen und realitätsfernen Zukunftsvisionen. Nietzsche war »vorwiegend Gefühlsmensch«, diesen Eindruck erhielt im Frühjahr 1884 Josef Paneth nach zahlreichen Gesprächen, die er mit dem Philosophen geführt hatte (KGW VII 4,2/25). Die Art und Weise, wie er die durch die politische Situation geweckten Gefühle in seinen Texten verarbeitet hat, gibt eher Aufschluss über spontane Reaktionen vieler Intellektueller auf die moralische Krise einer im Umbruch befindlichen Gesellschaft als über den Entwicklungsstand der Geschichte der politischen Philosophie. Deshalb kann und will die vorliegende Arbeit keine systematische Abhandlung zu Nietzsches politischer Philosophie sein.
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Marti, U. (1993). Schluss. In: »Der Grosse Pöbel- und Sklavenaufstand«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03498-4_11
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03498-4_11
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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