Zusammenfassung
Wer Goethes zahlreiche Klagen über die »Hofnot« und über seinen Fürsten persönlich in seinen Tagebüchern und vertrauten Briefen kennt, wird zunächst die alte Frage nicht umgehen können, warum der Dichter, der in bevorzugten bürgerlichen Verhältnissen und in einer angesehenen Reichsstadt geboren wurde, von einem kleinen Hof sich anstellen ließ und ihm auf Lebenszeit treu blieb. Die legendäre Freundschaft mit seinem Fürsten kann nicht der Hauptgrund gewesen sein; denn der achtzehnjährige »Carl« war für den berühmten, viel lebenserfahreneren Dichter zunächst kein ebenbürtiger Partner, später, als er heranreifte, ein überaus schwieriges Problem und schließlich der Fürst in einem recht konventionellen Sinn, überwiegend militärisch orientiert und trotz großer geistiger Interessen von einer Maitresse beherrscht. Was dem Herzog die schöne, talentierte, in Ifflands Schule ausgebildete Schauspielerin Caroline Jagemann bedeutete, mag eine späte, von dem Kanzler Friedrich von Müller aufgezeichnete Äußerung Carl Augusts vergegenwärtigen:1 »Goethe habe stets zu viel in die Weiber gelegt, seine eignen Ideen in ihnen geliebt, eigentlich große Leidenschaft nicht empfunden. Seine längste Liebschaft, die Frau v. Stein sei eine recht gute Frau gewesen, aber eben kein großes Licht. Die Vulpius habe alles verdorben, ihn der Gesellschaft entfremdet; der Tod der Herzogin-Mutter habe auch vieles zerstört, da sei ein zwangloser Zentralpunkt gewesen, die Großherzogin habe nach ihrer Eigentümlichkeit dies nicht fortsetzen können.«
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Notizen
Fritz Martini: Ebenbild und Gegenbild. Wilhelm Meisters Theatralische Sendung und Goethe in Weimar 1775 bis 1786, in: Goethe-Jb. Bd. 93 (1976), S. 78.
und auf das Material in der Studie von Willy Andreas: Die Kavaliersreise Carl Augusts von Weimar nach Paris, in: Archiv für Kulturgeschichte, Bd. 34 (1952), S. 180–193.
Hans Tümmler: Carl August von Weimar, Goethes Freund. Eine vorwiegend politische Biographie. Stuttgart 1978, S. 19.
Karl-Heinz Hahn: Jakob Friedrich von Fritsch, Minister im klassischen Weimar. Weimar 1953, S. 1, 56, 57.
Text nach Erich Trunz, Hamburger Goetheausgabe. Bd. 1, 1952, S. 132.
Karl-Heinz Hahn: Goethe und Weimar — Weimar und Goethe, in: Goethe-Jb. 93 (1976), S. 13f.
August Diezmann: Goethe und die lustige Zeit in Weimar. Weimar [1857], S. 98.
Willy Andreas: Carl August von Weimar. Ein Leben mit Goethe 1757–1783. Stuttgart 1953, S. 381.
Heinrich Meyer: Goethe. Das Leben im Werk. Hamburg-Bergedorf 1951, S. 243.
Hans Tümmler: Carl August von Weimar, Stuttgart 1978, S. 47ff.
Hans Hausherr: Der Minister Goethe und die äußere Politik Carl Augusts, in: Historische Zeitschrift Bd. 169 (1949), S. 302.
Ernst Vincent: Zwei Goethestudien, Jena 1929, S. 59.
Johann Heinrich Mercks Briefe, Leipzig 1911, S. 76.
Fritz Hartung: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl August 1775–1828. Weimar 1923, S. 40.
Joseph A.v. Bradish: Goethes Beamtenlaufbahn. New York 1937, S. 218.
R. Eissler: Goethe. A Psychoanalytic Study. 1775–1786. Detroit 1963, S. 1082ff.
Joachim Müller: Goethe und Herder, in: J.M.: Goethe-Wirkung und Humanitätstradition. Jena 1980, S. 41.
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Sengle, F. (1993). Der Verzicht auf die Bürgerliche Laufbahn. Erfolge und Misserfolge in der Frühen Weimarer zeit bis zur Flucht nach Italien (1775–1786). In: Das Genie und sein Fürst. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03489-2_1
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