Zusammenfassung
Ich habe ihre neue Schrift wider das menschliche Geschlecht erhalten, und danke Ihnen dafür. Sie werden den Menschen, denen Sie die Wahrheit sagen, zwar gefallen, aber bessern werden sie nicht. Man kann die Greuel der menschlichen Ge-sellschaft mit keinen stärkern Farben abschildern, und nie-mals ist so viel Witz angewendet worden, Viehe aus uns zu machen. Wenn man ihre Schrift ließt; so bekömmt man Lust auf vieren zu kriechen: Aber zum Unglück, spühre ich, daß es mir unmöglich fällt, eine Gewohnheit wieder anzunehmen, die ich seit mehr als sechzig Jahren schon habe fahren lassen. Ich will also diesen natürlichen Gang denen überlassen, die dessen würdiger sind als sie und ich. Noch weniger kann ich mich entschliessen, über See zu fahren und die Wilden von Canada aufzusuchen. Denn erstlich nöthigen mich die Krank-heiten, mit welchen ich behaftet bin, bey einem der größten Artzeneyverständigen in Europa zu bleiben, weil ich mir so viel Hülfe von den Mißouris nicht versprechen kann; und überdem wütet der Krieg ietzt in diesen Ländern, und das Be-yspiel unsrer Nationen hat die Wilden fast eben so boshaft gemacht, als wir sind.
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Erläuterungen
Kriegesunruhen vom Jahre 1741: Voltaire wurde 1746 von Ludwig XV. zum Hofhistoriographen ernannt; dieses Amt wurde ihm aber nach seiner Abreise nach Preußen 1750 wieder aberkannt. Er beendet 1752 seine Geschichte des Krieges von 1741. Es handelt sich um den Österreichischen Erbfolgekrieg nach dem Tod Kaiser Karls VI., als Bayern, Sachsen und Preußen sowie Spanien die so genannte Pragmatische Sanktion nicht anerkennen wollten, der zufolge Maria Theresia die Thronfolge zufallen sollte. 1740 fielen die Preußen unter Friedrich II. in Schlesien ein; 1741 siegten sie erstmals in der Schlacht bei Mollwitz über die Österreicher.
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Rousseau, JJ. (2000). Sendschreiben Voltairens an den Verfasser. In: Abhandlung von dem Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03476-2_8
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Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03476-2
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